Das Ziel der Bundesregierung zur Dekarbonisierung bis zum Jahr 2050 bedeutet die signifikante Reduzierungen der Treibhausgasemissionen in Beschaffung, Produktion, Logistik und Handel. Dabei sind alle Bereiche gleichermaßen gefordert, zum Erreichen des Ziels beizutragen und ihr breites Spektrum an Möglichkeiten zu nutzen. Denn, wie so oft: Ein Allheilmittel gibt es nicht. Dieser Teil der Blog-Serie beschäftigt sich mit der Frage, was genau der Bereich Produktion tun kann, um seinen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu leisten.
66% aller weltweiten Emissionen entstehen bei der Verarbeitung von Rohstoffen sowie der Herstellung von Konsumartikeln. Dies verdeutlicht die Bedeutung der Produktion im Klimaschutz.
Die Fertigung ist weitestgehend elektrifiziert. Hier geht es daher im Wesentlichen um die Erzeugung, Bereitstellung und Nutzung von erneuerbarem Strom. Wichtige andere Faktoren in der Produktion sind die Optimierung der Prozesse zur Reduzierung des Energiebedarfs und der Emissionen, die Vermeidung von Industrieabfall und die nachhaltige Handhabung der Prozess im „aftersales“, wie Wartung, Reparatur und Rücknahme von gebrauchten und neuen Waren.
Industrie 4.0 hilft bei der Optimierung der Fertigungsprozesse
Die Optimierung der Prozesse durch digitale Steuerung hilft bei der Reduzierung des Energiebedarfs. Auch bei der Senkung der erforderlichen Kapazitäten. Je effizienter produziert wird, um so geringer sind die Abfallmengen und der Bedarf an Maschinen. Dies entlastet Natur und Klima, denn alles was gebaut und produziert werden muss, ist gleichbedeutend mit einer Belastung unseres Planeten.
Industrie 4.0 hilft, die Fertigungsprozesse zu optimieren. Dies reduziert auch den Energiebedarf. Digitale Fertigung ermöglicht auch, diese in die vor- und nachgelagerten Prozesse zu integrieren. Dies erlaubt den Strom der Waren reibungsloser zu gestalten und somit Warte- und Leerzeiten zu vermeiden. Automatisierte Produktion ist optimierte Produktion. Dies benötigt weniger Energie.
Additive Fertigung
Eine Reduzierung von Rohstoffen kann ebenfalls durch additive Fertigung, auch 3D-Druck genannt, erzielt werden. Im Gegensatz zur subtraktiven Fertigung, wo Materialen weggenommen werden, wird hier weitgehend nur verwendet, was auch gebraucht wird: traditionell Schicht für Schicht. Da weniger Materialien benötigt werden, fallen auch weniger Emissionen an.
Internet der Dinge, Roboter, Künstliche Intelligenz und 3D-Druck haben die dezentrale Fertigung und somit eine Optimierung der Produktionsnetze ermöglicht. Fertigung kann dezentralisiert werden; die Anzahl der Fabriken steigt, dafür sind diese aber kleiner und liegen näher an den Märkten. Damit werden nicht nur Reaktions- und Vorlaufzeiten verkürzt, sondern auch Transportbedarf und damit Emissionen reduziert.
Die Entwicklung ist dabei noch nicht an ihrem Ende. In der Zukunft liegt die Produktion beim Kunden selber. Kaum jemand hatte vor 50 Jahren geglaubt, dass jeder Haushalt mal einen oder gar mehrere Computer besitzen könnte. Warum sollten daher dort nicht in 50 Jahren auch 3D-Drucker oder deren Nachfolger stehen? Dies würde dann, durch die Verschiebungen bei den transportierten Waren, die Transportwelt revolutionieren. Massive Reduzierung der Warenströme und Emissionen sind dadurch möglich. Verschiedene Endprodukte werden dann zuhause gefertigt und zu den Haushalten werden die Materialien zum Druck gebündelt geliefert.
Wartung, Reparatur und Rücknahme
Wartung, Reparatur und Rücknahme bedürfen einer eigenen Logistik. Diese steckt heute allerdings noch, auf die Gesamtheit der Produkte bezogen, wie auch die Kreislaufwirtschaft selber, in den Kinderschuhen. Sonst würden nicht so viele Dinge auf der Müllhalde landen. Dies liegt zum einen an der Bequemlichkeit, zum anderen aber auch an der Beschaffenheit der Waren und den Kosten.
Es ist günstiger neu zu produzieren, als zu reparieren. Dies trifft auch nicht nur auf Waren, sondern auch auf die emissionsintensive Schaffung und Instandhaltung von Infrastruktur zu. Allerdings werden angesichts der Umweltbelastung die Auflagen in Bezug auf die Rücknahme von Produkten und Teilen zunehmen. Diese zwingen die Hersteller neue Wege zu suchen. Ein ähnliche Entwicklung ist bei der Infrastruktur zu erwarten. Eine Chance für den Klima- und Umweltschutz.
Hersteller, Handel und Logistik sind gemeinsam gefordert, neue holistische Konzepte zu entwickeln. Die Lösungen liegen dabei in Wirtschaftskonzepten, die sich um Erneuerung, Wiederverwendung und Recycling drehen, nämlich um das Feld der zirkularen Wirtschaft und Gesellschaft. Damit sind wir wieder bei der Notwendigkeit Design, Materialwissenschaft, Fertigung und Logistik zu modifizieren – die vier wesentlichen Komponenten der Kreislaufwirtschaft.
Industrieabfall entsteht nicht nur in Form nicht mehr verwendbarer Materialien, Werkstoffe etc., es entsteht auch Abwasser. Dieses kann auch zirkular behandelt werden. Henkel beispielsweise nutzt Ultrafilter-Technologie, um Abwasser wieder in den Zyklus einführen zu können. Der Aufwand lohnt. Produktionskosten konnten um 1-4 Prozent gesenkt werden.
Zusammenarbeit mit der Logistik
Das Design der Produkte und die Art der Produktion selbst spielen eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, die Klimaziele zu erreichen. Beide wirken sich auch auf die Logistik aus. Auch hier sind differenzierte Lösungen gefragt, um dem Klimawandel entgegen zu wirken. Wie diese konkret aussehen können, erläutert der nächste Beitrag dieser Blog-Serie.
Dieser und die folgenden Beiträge der Blog-Serie basieren auf der Keynote „Wo steht die Klimabewegung in Beschaffung, Produktion, Transport-Logistik und im Handel?“ am 6. Februar 2020 beim ICS Experts Symposium in Sinsheim.
Die Teile der Blog-Serie beschäftigen sich mit der konkreten Situation der Klimabewegung in den Bereichen Beschaffung, Produktion, Logistik und im Handel sowie der Frage der Finanzierung.
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