In der Logistik verändert die Digitalisierung mit Riesenschritten das Geschäft. Und in eine rasch wachsende Zahl an Start-ups, die ihr Handlungsfeld zunehmend ausweiten, fließt weiterhin viel Kapital. Bisher allerdings meist in den USA und Asien.
Wie die Strategieberatung Oliver Wyman in ihrer jährlichen Marktanalyse ermittelt hat, wurden allein 2017 rund 3,5 Milliarden US-Dollar in junge Unternehmen im Logistiksektor investiert. Rund 90 Prozent davon gingen dabei an amerikanische und asiatische Start-ups. Die Analyse listet auf internationaler Ebene immerhin 30 Newcomer auf, die in den vergangenen zehn Jahren bereits jeweils mehr als 100 Millionen Dollar, zum Teil aber auch erheblich höhere Investitionen erhalten haben sollen. Spitzenreiter waren zwei chinesische Unternehmen, die sogar Milliardenbeträge für die Entwicklung ihrer Konzepte zur Verfügung gestellt bekamen.
Der Start-up-Phase langsam entwachsen
Auch wenn junge Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hier nicht mithalten können, ist aber immerhin die Zahl der relevanten Firmen im letzten Jahr von zuvor knapp 40 auf mittlerweile über 60 gestiegen. Einige der deutschen Gründungen – so die Berater – entwickeln sich bereits aus der Start-up-Phase hinaus und werden zu ernstzunehmenden Logistikern. Ob Frachtvermittlung, Transportverfolgung, Sicherheit oder Abrechnung – es gebe flächendeckend für alle Bereiche der logistischen Wertschöpfung schon heute datenbasierte, intelligente Lösungen mit hoher Qualität, Transparenz und Effizienz.
Dazu zählt auch die Logistik-Plattform catkin aus Dortmund, die im Mai 2013 gegründet wurde und sich mittlerweile etabliert hat und aktuell eine weitere Finanzierungsrunde plant, um schneller expandieren zu können. Insbesondere soll die Manpower erweitert werden, um das schnell wachsende Arbeitsvolumen bewältigen zu können. Wahrscheinlich wird catkin schon bald die magische Millionen-Euro-Grenze beim Umsatz überschreiten. Mit einem neuen Investor an Bord soll er sich jährlich um den Faktor 10 erhöhen.
Logistikkette über Dienstleistungsaufträge verbinden
Die Plattform verbindet einfach, schnell und sicher Unternehmen in der Logistikkette über gemeinsame Dienstleistungsaufträge. Mobile Einheiten wie beispielsweise Personal und Fahrzeuge werden einfach über Smartphone- oder Tablet-App eingebunden. Sämtliche Daten liegen in der catkin-Cloud, sind in Echtzeit an jedem Ort verfügbar und können von allen Zugangsberechtigten jederzeit abgerufen und ausgewertet werden. Die so gewonnene Transparenz vermeidet Fehler und Zusatzarbeiten bei allen Beteiligten in Logistikketten, der Abwicklungsprozess wird beschleunigt, was zu deutlichen Kosteneinsparungen führt.
Diese greifbaren Vorteile überzeugten schon Kunden wie DB Cargo, VTG, TXLogistik oder die Spedition Kloiber. Insgesamt nutzen derzeit rund 100 Unternehmen mit insgesamt rund 2.000 Usern die Plattform und wickeln einige 10.000 Aufträge monatlich ab. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Technologie in den vergangenen Jahren gibt es mittlerweile unterschiedliche Ansichten für verschiedene Anwendergruppen, die Auftragsstrukturierung wurde perfektioniert und wichtige Sprachen für den Transportsektor wie Russisch und Chinesisch sind hinzugekommen.
Spezialanwendung macht Telematik überflüssig
Außerdem wurden inzwischen auch verschiedene vernetzte Spezialanwendungen entwickelt. Zum Beispiel cTRANS, eine Speditionssoftware in der Cloud für Containertransporteure. Sie berücksichtigt die Besonderheiten dieses Branchenzweigs und ist vollständig mit der universellen catkin-Plattform vernetzt. Zielgruppe ist insbesondere der Kombinierte Verkehr. Der Vorteil für den Disponenten ist, dass er sich gänzlich auf seine Kernkompetenz bzw. auf Arbeiten konzentrieren kann, die tatsächlich seine ganze Aufmerksamkeit einfordern. Stichwort: Exception-Management. Parallel besteht die Möglichkeit, auch den Auftraggeber zu berechtigen, über ein Webportal die komplette Route einzusehen. Abfahrts-, Ankunfts- oder Durchfahrtszeiten von definierten Wegpunkten werden dabei automatisch gesetzt.
Dabei wird auch Telematik im Sinne von „Standortermittlung der Zugmaschine“ überflüssig. Sie muss zwar weiterhin genutzt werden, wenn Zugmaschine und Trailer eine GPS-Unit haben und wenn beispielsweise Motordaten übermittelt werden sollen. Aber für die meisten „einfachen“ Anwendungen kann auf teure Telematik und den daraus resultierenden erheblichen Integrationsaufwand verzichtet werden. Die Verwendung des Tablets/Smartphones des Fahrers ist völlig ausreichend.
Telematik-Markt soll sich verdreifachen
Eine im Rahmen einer Studie des Consultingunternehmens Deloitte durchgeführte Expertenbefragung zur Telematik zeigt die größte Marktnachfrage nach Services der Kategorie Flottenmanagement und Integrierte Supply Chain. 88% der Befragten sehen in diesen Bereichen, bei denen auch catkin mit cTRANS ansetzt, den größten Nutzen der Telematik für sich.
Laut der Studie soll der weltweite Telematik-Markt für Nutzfahrzeuge bis 2026 extrem stark um das mehr als 3-fache anwachsen – von heute 2,3 Mrd. auf dann 9,9 Mrd. Euro. Entfallen davon heute 95 % auf die Hardware, wird sich dieses Verhältnis nach der Prognose nahezu umkehren: Auf 80 % des Marktvolumens. Derzeit nimmt die Telematik nach den Berechnungen von Deloitte einen Anteil von 2 % am Anschaffungspreis eines LKW ein und soll bis zum Jahr 2026 auf 8 % steigen. Für Start-ups, die hier mit intelligenten und kostengünstigen Lösungen aufwarten, ist dies ein wachsender Kuchen, von dem sie ein gutes Stück abbekommen wollen.
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