Im April 2020 haben wir als Expertenkreis einen offenen Brief an die Bundesregierung verfasst statt eines Zwischenergebnisses unserer Frühjahrsklausur.[1] Damit haben wir erstmals deutliche Appelle an die Politik formuliert, was aus unserer Sicht notwendig ist, um den Wirtschaftsbereich Logistik und seine Akteure zukunfts- und wettbewerbsfähig zu machen. Unserer anfangs formulierten Zielsetzung haben wir somit einen weiteren Aspekt hinzugefügt. So lag die Aufgabe des Expertenkreises darin, eine Prognose der quantitativen und qualitativen Entwicklung der Logistik in Deutschland für das Folgejahr zu formulieren.[2] Dabei wurden die wichtigsten Trends und Entwicklungen definiert, die für die mittelfristigen Planungen in Betracht gezogen werden sollten. Allerdings wurden dabei keine expliziten Handlungsempfehlungen an die Politik gegeben, sondern allgemein für alle Akteure der Logistik.
Jedoch zeigt sich in einer Krise wie der derzeitigen, dass es einen deutlichen Unterschied macht, ob solche Prognosen in Wachstums- oder Krisenzeiten aufgestellt werden. Nicht nur das quantitative Ergebnis ist noch unsicherer. Auch sind die Unternehmensakteure bei der Krisenbewältigung weitaus stärker von der Politik und deren Handeln abhängig, wie diese Krise gemeistert werden kann. Dies trifft vor allem zu, wenn das Unternehmen oder Geschäftsmodell unverschuldet in Gefahr geraten, was vor allem für die mittelständisch geprägte Logistik und Wirtschaft insgesamt in Deutschland gilt.
Noch immer kann Deutschland sich als Logistikweltmeister bezeichnen.[3] Dies soll auch nach der aktuellen Krise so bleiben. Die folgenden fünf Handlungsfelder sind aus Sicht des Expertenkreises zusammengestellt und geben dessen aktuelle Wahrnehmung wider. Die Zusammenstellung soll als Impuls verstanden werden, der in die weiteren Diskussionen des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) sowie darüber hinaus als Praxisblick eingehen soll. Dem Expertenkreis ist es bewusst, dass trotz der breiten und heterogenen, den Akteuren des Wirtschaftsbereichs Logistik entsprechenden Zusammenstellung nicht alle Segmente und deren Notwendigkeiten abgebildet sein können. Aufgrund der breiten Aufstellung kann jedoch in relativ kurzer Zeit ein Stimmungsbild mit daraus ableitbaren Bedürfnissen entwickelt werden, wie dies mit der Veröffentlichung des offenen Briefes am 2. April 2020 unter Beweis gestellt wurde.
Demnach sollte die Politik in den folgenden fünf Handlungsbereichen die Rahmenbedingungen schaffen, um den Wirtschaftsbereich Logistik und seine Akteure zukunfts- und international wettbewerbsfähig zu halten:
- Wir empfehlen einen Masterplan, der die Anforderungen der Akteure an die Verkehrs- und digitale Infrastruktur in den betroffenen Logistikketten berücksichtigt bzw. mehr in den Vordergrund stellt.
- Aus der Sicht des Expertenkreises ist es notwendig, dass Deutschland sich als „Digital Logistics World Champion“ versteht und entsprechend Standards setzt – im direkten Sinne der weltweit bekannten und anerkannten DIN wie auch im übertragenen Sinne von einzelnen Unternehmen, die durch ihre Leistungsfähigkeit weltweit als Benchmark Anerkennung und Einsatz finden.
- Durch den hohen Anteil des Transports an der logistischen Wertschöpfung ist eine planbare und nachvollziehbare Nachhaltigkeitsstrategie seitens der Politik zu entwickeln. Die langfristige Planbarkeit politischen Handelns und ehrliche Kommunikation stützen die Unternehmen der Logistik hinsichtlich ihrer Investitionsentscheidungen.
- Es ist eine Ausbildungsoffensive in Logistik und Informationstechnologie (IT) notwendig, um den Schulabgängern und Berufseinsteigern die Möglichkeiten im Wirtschaftsbereich Logistik zu verdeutlichen.
- Die Relevanz des Wirtschaftsbereichs Logistik sollte deutlich werden und in dem Namen des Bundesministeriums aufgenommen werden, da er ein Alleinstellungsmerkmal für Deutschland darstellt und dies so auch stärker wahrgenommen wird.
Im Weiteren sind die Handlungsempfehlungen näher erläutert.
1 Investitionen in Infrastruktur mit Ausrichtung auf die Anforderungen der Logistikakteure sichern den Weltmeistertitel
Nach den Bewertungen des Logistics Performance Index (LPI) der World Bank ist die Infrastruktur „das“ Asset des Logistikstandorts Deutschland.[4] In keiner der anderen Kategorien fällt der Score so hoch aus. Sicherlich reicht eine hohe Bewertung hier nicht aus, um Weltmeister zu werden. So kann Japan einen ähnlich hohen Score erreichen wie Deutschland, landet jedoch bspw. aufgrund der als geringer eingeschätzten Qualität der Logistikunternehmen nur auf Platz 5. Damit ist die Infrastruktur einer der Gründe, warum Deutschland seit 2014 Logistikweltmeister ist. Der Infrastrukturerhalt und -ausbau stellt damit eine elementare Notwendigkeit politischen Handelns dar. Dies spiegelt sich in der Arbeit des Bundesministeriums wider, das seinen Haushalt von 2016 bis 2020 erfreulicherweise um über 50 Prozent steigern konnte.[5]
Doch was bedeutet „Infrastruktur“ im Kontext der Logistik? Traditionell werden hierbei Investitionen in Zusammenhang mit den Verkehrsträgern verstanden, die im Bundesverkehrswegeplan definiert sind. Wie die Bezeichnung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur bereits verdeutlicht, hat sich hier das Verständnis bereits gewandelt: zunehmend wird auch die Qualität der digitalen Infrastruktur für die Logistik ein wichtiges Bewertungskriterium für die Leistungsfähigkeit eines Standortes sein.
Die Herausforderung liegt bekanntermaßen nicht nur darin, dass durch den Fachkräftemangel im gesamten Bauwesen zahlreiche Infrastrukturprojekte langsamer vorankommen. Auch die Frage nach der „richtigen“ Investition wird immer komplexer. Denn es geht nicht mehr nur um schlichte Verbindungen von einzelnen Regionen und Ballungszentren, wie es im Mittelpunkt der Trans-Europäischen Netze (TEN) gestanden hatte. Vielmehr ist in logistischen Ketten vom Anfang bis zum Ende einer Supply Chain zu denken. Dies führt zu einer anderen Perspektive als der der Transportmengen und Transportleistungen, die bspw. viel zu wenig die Volumentransporte der Paketdienste abbilden (hier ist das Verhältnis zwischen Volumen, Gewicht und Fahrzeug hinsichtlich der Infrastrukturbedarfe deutlich anders zu bewerten als bei der Versorgung der Automobilindustrie).
Wir empfehlen einen Masterplan, der die Anforderungen der Akteure an die Verkehrs- und digitale Infrastruktur in den betroffenen Logistikketten berücksichtigt bzw. mehr in den Vordergrund stellt.
Der Unterschied zu den bisherigen Aktivitäten des BMVI liegt im Perspektivwechsel: Der Masterplan sollte die logistischen Anforderungen von Akteuren der Logistikketten an die Verkehrs- und digitale Infrastruktur in den Vordergrund rücken. Wird der „Kunde“ bzw. die Akteure der Logistik[6] in den Mittelpunkt der Investitionsentscheidungen des Bundesministeriums gestellt, wird gleichzeitig die Attraktivität Deutschlands für Logistikinvestitionen gesteigert.
Dieser Masterplan sollte selbstverständlich im EU-Kontext entwickelt werden, damit ganzheitliche Konzepte der Logistik unter Einbezug von Multimodalität im grenzüberschreitenden Kontext umgesetzt werden können. Das Denken in transeuropäischen Netzwerken ist aufgrund der Bedeutung effizienter Verkehrsverbindungen überlebenswichtig für den Standort Deutschland. Weiterhin sollte er die digitale Infrastruktur integrativ behandeln. Aufgrund der steigenden Relevanz der Digitalisierung ist der Ausbau digitaler Infrastruktur entscheidender Bestandteil und Basis für Innovationsfähigkeit insbesondere in der Logistik. Die Entscheidung über die darauf basierenden Investitionspläne sollte an den Anforderungen der Akteure, den „Kunden“ ausgerichtet sein.
Ein Bestandteil des Masterplans sollte deshalb auch ein Leitfaden für Kommunen mit Orientierungs- und Entscheidungshilfen sein, der die Ansiedlung von Logistikinfrastruktur und -immobilien und deren Akzeptanz bei der Bevölkerung fördert. Dabei sollte das Ziel sein, dass die Kommunen und deren Bürgerinnen und Bürger nicht nur nachvollziehen können, dass die Investitionen in Zusammenhang mit Logistik eine wichtige Stütze für die Wirtschaft und den Wohlstand bedeutet. Denn die nachhaltige Ver- und Entsorgung von Gesellschaft und Industrie ist eine zentrale Voraussetzung für Erhaltung des Wohlstands und erfordert effiziente Verkehrs- wie auch digitale Infrastruktur. Die Bevölkerung sollte ebenso wahrnehmen, dass die Bedürfnisse an Klima- und Naturschutz sowie Lebensqualität gewahrt bleiben.
Da die Wirtschaft in Deutschland und insbesondere der Wirtschaftsbereich Logistik geprägt ist durch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), ist eine besondere Unterstützung dieser Unternehmen in Erwägung zu ziehen. Ziel muss es sein, auch diese Firmen eine Beteiligung an der Entwicklung der notwendigen Infrastruktur, die von der einfachen Ladesäule am Standort bis zur Konzeption und Umsetzung eines Verkehrskonzepts für die Ansiedlung einer Logistikimmobilie reichen kann, zu ermöglichen.
2 Innovationen bedeuten Zukunftssicherung für den Wirtschaftsbereich Logistik
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des LPI der World Bank ist die Leistungsfähigkeit und Qualität der logistischen Prozesse und Services. Diese sind immer mehr von der Digitalisierung und der eingesetzten Digitalisierungswerkzeugen geprägt. Deshalb ist eine „weltmeisterliche“ Logistik bereits heute nur möglich, wenn der Standort Deutschland auch führend in der Logistik-Digitalisierung ist. Mit der nächsten Veröffentlichung des LPI wird sich zeigen, ob seit der letzten Erhebung in 2018 sich diese schnell fortschreitende Digitalisierung widerspiegeln wird.
Aus der Sicht des Expertenkreises ist es notwendig, dass Deutschland sich als „Digital Logistics World Champion“ versteht und entsprechend Standards setzt – im direkten Sinne der weltweit bekannten und anerkannten DIN wie auch im übertragenen Sinne von einzelnen Unternehmen, die durch ihre Leistungsfähigkeit weltweit als Benchmark Anerkennung und Einsatz finden.
Es steht außer Frage, dass hier bereits viele Aktivitäten seitens des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) sowie anderer Bundesministerien bestehen. Allein das BMVI listet auf seiner Internetseite insgesamt über 30 Förderprogramme.[7] Als ein besonderes Vorhaben kann an dieser Stelle das Projekt „Silicon Economy“ genannt werden, das „eine Open-Source-Infrastruktur für die Plattformökonomie der Zukunft“[8] entwickeln möchte. Diese Ansätze sind positiv hervorzuheben. Sie finden bisher leider noch nicht ausreichend Zugang zu den Akteuren in der Logistik, insbesondere zu den 99,5 Prozent der Logistikunternehmen, die den KMU zugerechnet werden können. Abhilfe soll hier der auf KMU ausgerichtete mFUND schaffen. Die Problematik liegt darin, dass diese beiden „Welten“ der KMU und der Großunternehmen in der Logistik noch nicht ausreichend zusammengeführt werden, sodass der Heterogenität des Wirtschaftsbereichs Logistik in der Förderlandschaft für Innovationen entsprochen wird.
Ähnliches ist in der Corona-Krise auch in anderen Wirtschaftszweigen wie z. B. im Handel zu erkennen. Den vielen kleinen Einzelhändlern fehlt der Zugang zum Online-Shopping, obwohl funktionierende Werkzeuge in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen. Damit den Akteuren der Logistik in Deutschland nicht das gleiche Schicksal wie dem Einzelhandel widerfährt und ein „Global Player“ aus dem Ausland dominiert, sollte bereits jetzt eine Strategie entwickelt werden, wie Deutschland zum „Digital Logistics World Champion“ werden kann und Standards setzt. Die Vorreiterschaft deutscher Logistikunternehmen weltweit bietet dafür die besten Voraussetzungen.
Es gilt damit für die Logistik herauszufinden, wie es funktionieren kann, dass die zahlreichen guten Ansätze der Politik unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen auch in die Realität überführt werden können und damit der gesamte Logistikstandort Deutschland mit all seinen kleinen und großen Akteuren davon profitieren kann.
Aus Sicht des Expertenkreises ist es notwendig, dafür die Erreichbarkeit für alle Akteure unabhängig von den organisatorischen Strukturen, personellen Mitteln und finanziellen Ausstattungen zu schaffen. Dabei ist festzustellen, dass sich die Logistikakteure inzwischen als „Transformationsleader“ und „Gamechanger“ in der Logistik verstehen, nicht als „Besitzstandswahrer“.
3 Nachhaltigkeit ist ein Erfolgsfaktor bei planbaren und nachvollziehbaren Richtlinien
Nachhaltiges Wirtschaften im erweiterten Sinne der Ökologie, der Ökonomie und des Sozialen ist ein Erfolgsfaktor, der den Wirtschaftsstandort Deutschland zukunfts- und international wettbewerbsfähig macht. Dafür stehen die Vertreterinnen und Vertreter des Expertenkreises ein. Insbesondere die Logistik sollte an dieser Stelle als Speerspitze voranschreiten. Damit dies von der mehrheitlichen Zahl der Unternehmen erkannt und auch verfolgt wird, ist es ratsam, nachhaltige Projekte im Sinne der Ökologie und auch des Sozialen zu honorieren. Darüber hinaus gilt es, die Wettbewerbsfähigkeit von Nachhaltigkeitspionieren zu erhalten und die Basis logistischer Leistungserbringung zu stabilisieren.
Durch den hohen Anteil des Transports an der logistischen Wertschöpfung ist eine planbare und nachvollziehbare Nachhaltigkeitsstrategie seitens der Politik zu entwickeln. Die langfristige Planbarkeit politischen Handelns und ehrliche Kommunikation stützen die Unternehmen der Logistik hinsichtlich ihrer Investitionsentscheidungen.
Hierfür sind Transparenz und Klarheit bei Regularien und Vorschriften für Antriebe, Logistikimmobilien, Klimabilanzierung (CO2-Zertifikate-Handel) etc. notwendig. Erst mit einer langfristigen Planbarkeit sind Investitionen durch die breite Masse der Unternehmen realistisch zu erwarten. So sind wir als Expertenkreis davon überzeugt, dass der rein batteriebetriebene Elektroantrieb auf lange Sicht nicht die einzige Antriebsart bleiben wird bzw. nur in bestimmten Anwendungsbereichen einsetzbar ist.
Auch wenn hier zahlreiche Logistikunternehmen bereits heute voranschreiten, wartet die Masse noch ab, wie sich die Rahmenbedingungen entwickeln werden. Ein besonderer Appell gilt deshalb der Kommunikation der Strategie und der gesteckten Rahmenbedingungen über die breit gefächerte Verbandslandschaft. Die Akteure der Logistik sind in der Mehrheit in Verbänden organisiert und nutzen hauptsächlich diesen Informationskanal zur Politik. Eine dementsprechend zielgerichtete Kommunikationsstrategie mit jeweils auf die einzelnen Verbände ausgerichteten Inhalten kann bei der Erreichung der Unternehmenszielgruppen hilfreich sein.
4 Stützung der systemrelevanten Logistik sichert die Versorgung des Standort Deutschlands
Der Wirtschaftsbereich Logistik und seine Akteure gelten als Wachstumssegment der deutschen Wirtschaft. Er wird nicht nur aus Sicht des Expertenkreises zu den wichtigsten Arbeitgebern der Zukunft zählen. Dies spiegelt sich noch nicht in der Bewerbersituation wider. In dem Trendence Arbeitgeber Ranking findet sich die Deutsche Post DHL als originäres Logistikunternehmen auf Platz 87 für Schülerinnen und Schüler bzw. Platz 75 für Studierende, die Deutsche Bahn immerhin auf Platz 17 für Schüler bzw. Platz 31 für Studierende.[9] Dass nur diese beiden Unternehmen aus der Logistik in diesem Ranking zu finden sind, ist bereits ein Hinweis auf die geringe Relevanz des Wirtschaftsbereichs Logistik für Bewerberinnen und Bewerber. Im Verständnis des Expertenkreises findet sich Logistik selbstverständlich in zahlreichen Unternehmen, die nicht originär der Logistik zugeordnet werden können. Deshalb kann dieses Ergebnis (wie auch das abgeleitete „Branchenergebnis“ für die Logistik, das jeweils im letzten Drittel rangiert) auch nicht für den gesamten Wirtschaftsbereich herangezogen werden.
Es ist eine Ausbildungsoffensive in Logistik und Informationstechnologie (IT) notwendig, um den Schulabgängern und Berufseinsteigern die Möglichkeiten im Wirtschaftsbereich Logistik zu verdeutlichen.
Denn der Wirtschaftsbereich Logistik besteht nicht nur aus den klassischen Tätigkeiten des Transports und im Lager, wie Fachleute wissen, sondern beinhaltet auch die (digitale) Steuerung gesamter Abläufe entlang der globalen Supply Chains. Diese Potenziale zu vermitteln, bedeutet die Bildung der Basis für eine erfolgreiche Entwicklung.
Dies benötigt bekanntlich Zeit. Da bereits aktuell ein Fachkräftemangel besteht, kann eine Überbrückung bspw. die konkrete Förderung der Logistikbeschäftigung einen drohenden Engpass und damit eine Beeinträchtigung der Logistik verhindern. Dies kann bspw. die Förderung des LKW-Führerscheins beinhalten.
5 Logistik in Deutschland ist ein Alleinstellungsmerkmal
Insbesondere zu Beginn der Corona-Krise hat der Wirtschaftsbereich Logistik eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung erfahren. Dieser Schwung sollte genutzt werden, damit in diesem Zuge nicht nur die Akzeptanz für Infrastrukturmaßnahmen und Ansiedlungen erhöht wird, sondern auch das Interesse an der Logistik als Arbeitgeber. Aus der Sicht des Expertenkreises kann ein solcher Impuls durch eine Aufwertung des Wirtschaftsbereichs Logistik im Selbstverständnis des Bundesministeriums erreicht werden.
Die Relevanz des Wirtschaftsbereichs Logistik sollte deutlich werden und in dem Namen des Bundesministeriums aufgenommen werden, da er ein Alleinstellungsmerkmal für Deutschland darstellt und dies so auch stärker wahrgenommen wird.
Damit wird der Begriff „Logistik“ nicht nur bei der Nennung des Bundesministeriums in den Massenmedien öfter fallen. Auch wird mit den Tätigkeiten des Bundesministeriums nicht mehr nur der negativ besetzte Begriff „Verkehr“ verbunden. Damit ebenso der Personenverkehr berücksichtigt wird, ist über eine Erweiterung durch einen dritten Begriff neben der digitalen Infrastruktur nachzudenken (bspw. Bundesministerium für Verkehr, Infrastruktur und Logistik).
Um die Tätigkeiten des Bundesministeriums im Bereich Logistik fallbezogen und ad-hoc schnell zu unterstützen, sehen wir als Expertenkreis die Installation eines spezifischen Logistik-Think-Tanks als sinnvoll an. Er kann dazu beitragen, dass insbesondere bei Krisen Entscheidungen zur Versorgung von Unternehmen und Gesellschaft vorbereitet werden, bei kritischen Infrastrukturprojekten Fachexpertise eingebracht wird oder auch bei Innovationen Empfehlungen eingeholt werden können. Dafür ist zu beraten, wie dieser Logistik-Think-Tank aufgestellt ist. Sinnvoll erscheint ein engerer und ein erweiterter Kreis, der je nach Fragestellung die Expertise einbringen kann. Die fachliche Zusammenstellung ist an dem Expertenkreis zu orientieren. Der Unterschied bspw. zur Innovationskommission zum Innovationsprogramm Logistik 2030 besteht darin, dass der Logistik-Think-Tank in kurzer Zeit Ad-hoc-Fragestellungen bearbeiten kann sowie auf einer breiten praxisorientierten Expertise von nachgewiesenen Fachexpertinnen und Fachexperten vornehmlich aus Unternehmen mit wissenschaftlicher Begleitung ohne politische Funktion fußt.
Der Expertenkreis:
Berit Börke, PARTNER FOR PIONEERS GmbH; Ralf Busche, BASF AG; Dr. Andreas Froschmayer, Dachser SE; Dr. Christian Grotemeier, BVL digital GmbH; Gerd Hailfinger, Geberit AG; Frauke Heistermann, AXIT.capital GmbH; Dr. Christian Jacobi, agiplan GmbH; Prof. Dr. Christian Kille, FHWS; Matthias Klug, STILL GmbH; Wolfgang Lehmacher; Eric Malitzke, DPD Deutschland GmbH; Markus Meißner, AEB SE; Michael Müller, Müller – die lila Logistik AG; Prof. Dr. Alexander Nehm, DHBW Mannheim; Klemens Rethmann, Rhenus SE; Dr. Torsten Rudolph, Rudolph Logistik Gruppe GmbH; Prof. Dr. Thorsten Schmidt, TU Dresden; Martin Schmitt, Evertracker GmbH; Arnold Schroven, Schroven Consulting GmbH; Martin Schwemmer, Fraunhofer SCS; Dr. Stefan Schwinning, Miele & Cie; Harald Seifert, Seifert Logistics GmbH; Lars Siebel, REWE Group; Dr. Michael Sternbeck, dm – drogerie markt GmbH; Prof. Dr. Wolfgang Stölzle, Universität St. Gallen; Jens Wagener, Commerzbank AG; Dr. Steffen Wagner, KPMG AG; Kerstin Wendt-Heinrich, TOP Mehrwert-Logistik GmbH & Co. KG; Patrick Wiedemann, Reverse Logistics Group; Prof. Dr. Peer Witten, LIHH
[1] Download unter http://www.logistikweisen.de/wAssets/docs/Logistikweisen-Offener-Brief-Corona-2.4.2020.pdf, abgerufen am 29.Dezember 2020.
[2] Siehe die Präambel zu Beginn des Ergebnisberichts.
[3] Siehe https://lpi.worldbank.org/international/aggregated-ranking, abgerufen am 29. Dezember 2020.
[4] Vgl. die Detaildaten in https://openknowledge.worldbank.org/bitstream/handle/10986/29971/LPI2018.pdf, abgerufen am 29. Dezember 2020.
[5] Abgesehen vom Bundesministerium für Gesundheit, das im Jahr der Corona-Krise den Haushalt von 15 Mrd. Euro in 2019 auf 41 Mrd. Euro in 2020 steigerte, hat kein anderes der fünf Bundesministerien mit den größten Haushalten ein ähnliches Wachstum verzeichnen können. Wenn 2020 als besonderes Jahr nicht betrachtet wird, lag der Zuwachs des BMVI gegenüber 2016 bei 20 Prozent, hinter dem Bundesministerium der Verteidigung mit einem Plus von 23 Prozent und deutlich vor den anderen Ministerien mit Zuwächsen von 11 Prozent und weniger. Quelle der Daten ist die Bundesregierung bzw. das Bundesministerium für Finanzen.
[6] An dieser Stelle sollte deutlich gemacht werden, dass es sich hier nicht zwangsläufig um Akteure handelt, die bereits Anforderungen definieren können. Es sind ebenso potenzielle Unternehmen zu berücksichtigen, die diese aufgrund der spezifischen Standorteigenschaften tendenziell benötigen werden.
[7] Vgl. https://www.bmvi.de/DE/Service/Foerderprojekte/start.html und https://www.bmvi.de/DE/Service/Foerderprojekte2/start.html, abgerufen am 12. Januar 2021.
[8] https://www.silicon-economy.com/, abgerufen am 12. Januar 2021.
[9] Vgl. https://www.arbeitgeber-ranking.de/rankings/schueler, abgerufen am 12. Januar 2021.
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