Verstopfte Straßen, Staus und dicke Luft: das ist zunehmend Alltag in deutschen Großstädten. Entgegen den Prognosen, wachsen die Metropolen noch rasanter, als bisher angenommen. Neben knappem Wohnraum ist es auch der innerstädtische Verkehr, der zunehmend Probleme bereitet. Unter die Massen an PKWs reihen sich inzwischen immer mehr Lieferfahrzeuge, die nicht nur die Geschäfte, sondern auch zunehmend Privathaushalte beliefern müssen. Grund ist die steigende Beliebtheit des Online-Shoppings, das gerade bei Berufstätigen immer mehr Anklang findet. Das erhöhte Aufkommen der Transporter auf den Straßen, aber auch ihre häufigen Stopps in zweiter Reihe, sorgen mit für die angespannte Verkehrslage in den Großstädten.
So deutlich das Problem, umso schwerer scheint es allerdings, die richtige Lösung zu finden. Die größte Herausforderung dabei sind sicherlich die unterschiedlichen Anforderungen, die Logistikunternehmen in den Metropolräumen erfüllen müssen. So müssen zum einen die individuellen Bedürfnisse der Anwohner und zum anderen der Druck, wirtschaftlich zu arbeiten, unter einen Hut gebracht werden. Diese völlig unterschiedlichen Anforderungen zeigen, dass allein ganzheitliche Lösungsansätze wirklich helfen können.
Wenn der Berg nicht zum Prophet kommt … Pakete in mobilen City-Hubs bündeln
Im Falle der urbanen Logistik heißt das beispielsweise, die Warenströme räumlich zu verlagern. Denn es sind unter anderem die vielen kleinteiligen Lieferungen im B2C-Bereich, die die vielen Fahrten und Stopps der KEP-Dienstleister verursachen. Um den Verkehr auch bei steigendem Paketaufkommen zu entlasten, müssen die Lieferungen so gut es geht gebündelt und auf der letzten Meile nachhaltig ausgeliefert werden. Hierfür bieten städtische Logistikzentren, sogenannten City-Hubs, einen guten Ansatz. Die mobilen Distributionszentren in zentraler Lage haben den Vorteil, dass sich Waren dort zunächst sammeln und anschließend mit dem Lasten-Fahrrad oder zu Fuß ausliefern lassen. Damit sollen auch CO2-Emissionen in der Innenstadt reduziert werden. Das Konzept dieser City-Verteilstellen wird immer wieder von unterschiedlichen Transportdienstleistern getestet, aktuell zum Beispiel von DHL in Frankfurt und UPS in Hamburg.
Einer für alle – alle für einen: nur dienstleisterübergreifende Konzepte bringen‘s
So vielversprechend dieses Konzept auch ist, hat es dennoch einen Nachteil: das Angebot ist jeweils von einem bestimmen Transportunternehmen abhängig. Richtig effizient ist das City-Hub-Konzept jedoch nur, wenn es von allen KEP-Dienstleistern gemeinsam genutzt werden kann. Daher werden in Zukunft auch nur jene Modelle tatsächlich Abhilfe schaffen können, die unabhängig vom Dienstleister sind. Wie das Projekt „BentoBox“, das in Berlin gestartet wurde.
Bei diesem Ansatz dienen Paketkästen mit mobilen Containern als innerstädtischer Umschlag- und Konsolidierungspunkt. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Konzepten, können hier alle KEP-Dienstleister die Boxen nutzen, um ihre Sendungen für ein Zielgebiet zu sammeln und von dort weiter zu verteilen. Das funktioniert ebenfalls in die andere Richtung, indem Sendungen aus dem Zielgebiet eingesammelt und zu Zielen außerhalb des Gebietes gebracht werden. Voraussetzung für Lösungen wie diese ist allerdings, dass die Transportunternehmen miteinander kooperieren. Nur dann bieten sie eine wirkungsvolle Alternative für die City-Logistik.
Gleicher Ansatz – andere Umsetzung: gebündelte Zustellung an den Arbeitsplatz
Das Prinzip, Sendungen gebündelt auszuliefern, macht sich beispielsweise auch pakadoo zu eigen. Der cloud-basierte Zustellservice ermöglicht das professionelle Handling privater Pakete am Arbeitsplatz. Damit profitieren sowohl Empfänger als auch Zusteller. Durch die garantierte Zustellung im Unternehmen entfallen die Wege zu unterschiedlichen Anlieferungsstationen, wie Privatadresse, Paketshops und Packstationen. Kunden und auch Zustellern bleiben dadurch ein großer Zeitaufwand und mehrere Wege erspart. Da die privaten Pakete mit B2B-Lieferungen gebündelt werden, wird zudem der CO2-Ausstoß reduziert. Ein weiterer Vorteil der Lösung ist, dass sie von keinem bestimmten Lieferdienst abhängig ist und allein über eine spezielle ID funktioniert, die bei der Bestellung angegeben wird. Zudem lässt sie sich mit geringem Zeit- und Kostenaufwand einführen, womit die Lösung eine effiziente und zukunftsträchtige Alternative für die urbane Logistik bietet. Zusammen mit der Logistikinitiave Hamburg wurde daher ein Pilot im Rahmen des SMILE-Projekts gestartet, das Hamburg zu einer Europäischen Modellregion für nachhaltige und belastungssenkende Transporte machen soll.
Neben diesen Konzepten werden unzählige weitere Lösungen erprobt oder sind bereits im Einsatz. Ob eine letztlich den durchschlagenden Erfolg für die City-Logistik der Zukunft bringen wird oder ob es eine Kombination aus mehreren sein wird, steht im Moment noch offen. Sicher ist allerdings, dass es nicht mit einem alternativen Angebot von Seiten der KEP-Dienstleister allein getan ist, sondern das Problem ganzheitlich betrachtet werden muss. Und das möglichst schnell, denn sowohl der E-Commerce als auch die Großstädte werden weiter wachsen. Und vielen stinkt’s bereits heute schon. Deshalb sind neue Lieferkonzepte nicht nur gewünscht, sondern dringend benötigt.
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