Selbstgemachtes hat Konjunktur: Online-Handelsplattformen für Heimarbeits-Produkte wie DaWanda und Etsy wachsen von Jahr zu Jahr, moderne Hochglanzmagazine wie Landlust oder Landidee versorgen ihre Leserschaft mit Do-it-Yourself-Tipps von Marmeladekochen bis Stallbau. Als Geschenk und Mitbringsel stand und steht Selbstgemachtes immer hoch im Kurs.
Seit einiger Zeit nun reagiert auch die Wirtschaft auf diesen Trend: im Gegensatz zur Vergangenheit ist heute vielfach nicht mehr der Hersteller Entwickler und Gestalter der angebotenen Produkte, sondern der Kunde selbst. Die Zeiten der “einen Cola für alle“ sind vorbei. Coca-Cola hat die Zeichen der Zeit erkannt und bietet unter dem Titel „Coca-Cola Freestyle“ in den USA schon seit 2009 Automaten mit bis zu 125 verschiedenen Softdrink-Varianten an. Kunden können dabei durch einen berührungsempfindlichen Bildschirm Getränkebestandteile und Mischungsverhältnisse selbst bestimmen.
In Deutschland bietet die Drogeriemarktkette dm als Erweiterung ihres Online-Fotoservice den so genannten „Produktdesinger“ an, mit dem Kosmetik- und Drogerieartikel mit individualisierten Labels versehen werden können. Ein wesentlich aufwendigeres individuelles Produkt bietet Sportartikelvertreiber Adidas mit „Mi Adidas“ an. Mi Adidas ist Online-Konfigurator für Schuhe und Bekleidung, mit dem bis hin zur Schnürsenkelabdeckung eines Basketballstiefels beinahe jedes Detail individuell gestaltet werden kann.
Für große Unternehmen fungieren individuelle Produkte noch eher als Kundenbindungsinstrument denn als Umsatzbringer, kleinere Nischenanbieter machen das individuelle Produkt schon zu ihrer Geschäftsgrundlage – im deutschsprachigen Markt zählen hierzu beispielsweise Meinriegel.de, Myparfum.de, Wunschkeks.de oder Deinetorte.de.
Doch was bedeuten individuelle Produkte für die Zukunft des Wirtschaftsbereichs Logistik? Um individuelle Produkte kosteneffizient anbieten zu können, müssen Handelsströme von Zwischen- und Fertigprodukten noch stärker regional abgewickelt werden – globaler Transport lohnt sich für die meisten individuellen Produkte nicht. Dazu wird sich eine weitere Verbesserung der Internet-Infrastruktur gesellen, um die sichere und hochvolumige Datenübertragung von kundengefertigten Designs zu gewährleisten.
Durch verbesserte generative Fertigungstechniken wie 3D-Drucker wird in einigen Jahren auch die eigentliche Produktion näher an den Kunden heran rücken. Ähnlich einem Copyshop-Modell, das der weitgehenden Verbreitung von Druckern in den eigenen vier Wänden voraus ging, ist für die kommenden zwei Dekaden der Siegeszug der „Maßanfertigung für alle“ mittels „Produkt-Shops“ in den Städten zu erwarten. Für die Logistik bedeutet das Wachstum auf zwei ganz unterschiedlichen Feldern: wachsende globale Logistikanforderung für Rohstoffe und eine immer kleinteiligere City-Logistik für die „letzte Meile“ zum Kunden.
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