Fachartikel: Lebensmitteleinzelhandel: Der Laden der Zukunft hat einen automatisierten Teilbereich
OmniStore ist ein Laden- und Logistikkonzept, das den Kunden ermöglicht, Waren ohne Kontakt zu anderen Menschen abzuholen.
Während viele Städte vor dem E-Commerce-Infarkt stehen und stationäre Händler in Branchen wie Mode oder Elektronik ihre Läden schließen, zeigt sich der Lebensmitteleinzelhandel noch recht unbeeindruckt vom weiter rasant wachsenden Online-Handel. Bislang reichte es aus, veränderten Konsumentenbedürfnissen mit neuen Ladenmodellen zu begegnen, die den Materialfluss in den jahrzehntelang optimierten Supply Chains nicht grundlegend beeinflussten. Das sicherte geringe Kosten, um im harten und margenarmen Wettbewerb bestehen zu können. Der digitale Wandel und die damit einhergehende Veränderung der Kundenwünsche nimmt darauf jedoch keine Rücksicht. Um nicht gegenüber reinen Online-Playern wie Amazon oder Picnic ins Hin-tertreffen zu geraten, bedarf es neuer Ansätze.
Die gute Nachricht für alle Lebensmittelhändler: Der Online-Kanal kannibalisiert den stationären Handel nicht. Er ist aber ein wichtiger Kanal, den die Kunden nutzen, um ihren Bedürfnissen nach mehr Schnelligkeit, Flexibilität und Bequemlichkeit beim Lebensmittelkauf nachzukommen. Die schlechte Nachricht: Großflächen mit Hunderten von Regalmetern oder sterile Servicewüsten-Konzepte aus dem vordigitalen Jahrhundert erfüllen diese Ansprüche nicht. Daher ist es dringend notwendig, den Laden neu zu denken und dabei die Potenziale des Onlinehandels optimal zu nutzen – ohne die Kosten außer Acht zu lassen.
Kunden fordern Omni-Channel-Angebote Vor allem Familien und jüngere (digital-affine) Kundengruppen kaufen Lebensmittel vermehrt online und nutzen dabei zumeist ihr Smartphone. Beispiel Deutschland: Online-Händlern bescherte die zunehmende Akzeptanz für das Warensegment „Lebensmittel“ 2019 einen Brutto-Umsatz von 1,60 Milliarden Euro und damit einen Anstieg um 17,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2018: 1,36 Milliarden Euro). Das geht aus der Statistik des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel e.V. (bevh) hervor. Viele Handelsunternehmen investieren daher in ihr Online-Angebot und den Lieferservice. Ein Beispiel ist Rewe. Das geschieht aber oft zurückhaltend oder wird sogar eingestellt (siehe die Beispiele Lidl/Kaufland), da die Auftragskommissionierung für den Kunden und die „Letzte Meile“ teuer und damit nur schwer profitabel umsetzbar sind.
Dabei ist eines klar: Neben der bequemen Lieferung an die Haustür legen Kunden nach wie vor Wert auf das Einkaufserlebnis vor Ort, wenn das zeitgemäß ist. Dazu zählt unter anderem eine personalisierte Einkaufserfahrung in Form von Empfehlungen und Angeboten, die in digitaler Form oder von kundigen Mitarbeitern bereitgestellt werden. Themen wie gesunde Ernährung erfordern zum einen eine Vielzahl an Informationen (beispielsweise Inhaltsstoffe/Allergene, Herkunftsangaben oder Rezepte), die dem Verbraucher auf Knopfdruck zur Verfügung stehen müssen. Zum anderen erwarten Kunden ein ausgedehntes Frischeangebot. Hier gilt es, insbesondere das Thema Nachhaltigkeit durch regionale Sortimente und wenig Verpackungsmüll nachvollziehbar zu adressieren. Außerdem sollen wechselnde Aktionen bei den Kunden die Neugier wecken, neue Ideen und Produkte kennenzulernen. Gegenüber reinen Online-Händlern kann sich der stationäre Handel durch Schnelligkeit, Flexibilität und Service differenzieren. Wie wird also der Shop von morgen aussehen? TGW bietet mit OmniStore die Antwort darauf.
Geänderte Nutzung der Ladenflächen OmniStore greift vor allem auf bestehende Filialen zurück und verwandelt die Immobilien durch eine veränderte Flächennutzung in lokale, kleine Fulfillment-Center mit einem Shuttle-System. Das bedeutet, dass es zusätzlich zum dann verkleinerten und damit übersichtlicheren Laden einen getrennten Kommissionier-Bereich gibt, in dem die Ware mit Hilfe von Automatisierung effizient gelagert und nach Kundenauftrag zusammengestellt wird – ideal für reine Online-Bestellungen, welche die Kunden in kürzester Zeit abholen oder sich beispielsweise per Lastenfahrrad liefern lassen können. Gerade in Zeiten von Covid-19 ist diese Option interessant, weil dadurch ein Kontakt mit anderen Menschen im Sinne des Social Distancing vermieden werden kann. Bei dem im Laden angebotenen Sortiment liegt der Fokus auf Frische und Emotionalität – mit einem hohen Anteil häufig nachgefragter Produkte.
Erhöhte Kommissionier-Effizienz Kunden haben die Möglichkeit, im Laden wie gewohnt die täglichen Einkäufe zu erledigen, sich beraten zu lassen oder in der integrierten Gastronomie einen Kaffee zu trinken. Darüber hinaus können sie aber auch bequem online Waren bestellen. Diese Ein-käufe können sie dann rund um die Uhr an sogenannten Pick-Up-Schaltern abholen, die in die Filiale ihrer Wahl – ähnlich wie ein Geldautomat - integriert sind. Von der reinen Abholung von Online-Bestellungen, deren Ergänzung um Frischeartikel bis hin zum schnellen Spontaneinkauf von frisch zubereiteten Speisen für den sofortigen Verzehr lassen sich so unterschiedliche Customer Journeys abdecken. Mit Hilfe von OmniStore erzielt der Handel eine um bis zu Faktor vier erhöhte Kommissionier-Effizienz. Der Clou: Die bisherige Supply Chain bleibt dabei nahezu unangetastet, um deren Kosteneffizienz nicht zu verringern. Die besehenden Distributionszentren können weiterhin genutzt werden. Gegebenenfalls muss nur die Deckenhöhe in einer kurzen Umbauphase auf sechs Meter angehoben werden.
Gleichzeitig unterstützen die digitalen Instrumente und Technologien am Point of Sale die Händler dabei, nicht nur ihre Bestandstransparenz zu erhöhen, sondern auch die Kundenbedürfnisse besser kennenzulernen. Das kann entsprechend für zielgerichtetes Category Management und Conversion-Optimierung durch personalisierte Kundenansprache und automatisierte Kampagnensteuerung genutzt werden. Fazit: Mit OmniStore profitieren Kunden und Unternehmen von einem schnellen und kosteneffizienten Omnichannel Order Fulfillment – und das in nächster Nähe.
Autor: Michael Schedlbauer, Industry Manager für Lebensmittelhandel, TGW Logistics Group, Marchtrenk (A)