„Jeder Kunde kann sein Auto in jeder gewünschten Farbe bekommen, solange diese Farbe schwarz ist.“ Dieses Henry Ford zugeschriebene Zitat zeigt eindrucksvoll, wie stark sich die Automobilbranche seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts verändert hat. Während Henry Ford seine Tin Lizzy bewusst puristisch gestaltete und auf einfachste Bedienung und Reparaturfreundlichkeit auslegte, sind moderne Automobile bis in die letzte Nische mit Technik angefüllt und bieten dem Fahrer neben zahlreichen Fahrassistenzsystemen mittlerweile auch Entertainment- und Kommunikationsmöglichkeiten. Dem entsprechend hat sich auch die Anzahl der für ein bestimmtes Automobil erforderlichen Einzelteile drastisch erhöht. So benötigen Modelle mit vielen verfügbaren Ausstattungsvariationen bis zu 20.000 verschiedene Materialpositionen, die es im Logistikablauf zu koordinieren gilt.
Aufgabenwandel bei Zulieferern und Logistikdienstleistern
Automobile sind seit ihrer Erfindung zunehmend komplexer, aber auch vielfältiger geworden. Diese Tatsache wirkt sich auf alle Beteiligten der Automobillogistik aus. Beispielweise ist die Anlieferung von Einzelteilen für den Automobilbau seit Jahren rückläufig und weicht zunehmend einer Modul- oder auch Set-Anlieferung. Entweder die Zulieferer oder auch die Logistik-Dienstleister werden so neben dem Transport auch mit Aufgaben der Vormontage betraut.
Eine weitere Herausforderung stellt die Verringerung der Lagerbestände dar. Seit den 1950er Jahren setzte sich das „Just-in time“-Prinzip als beste Möglichkeit durch, hohe Lagerkosten zu reduzieren. Damit steigt auch die Leistungstiefe der Logistikdienstleister, die nun dafür verantwortlich sind, dass die notwendigen Einzelteile und Module pünktlich an den Fertigungsstraßen zur Verfügung stehen. Neben einer optimalen Koordination aller zur Verfügung stehenden Produktions- und Transportmittel setzt eine derartige Arbeitsteilung auch einen reibungslosen Informationsfluss zwischen den Beteiligten voraus.
Stärkere Verkettung aller Beteiligten
Neuere Konzepte der Automobillogistik erlauben eine noch bessere Verzahnung der Fertigungsabläufe. Ein Beispiel ist das “Just-in-sequence“-Konzept, welches die Anlieferung von Komponenten genau auf die Bedürfnisse der Produktionsbänder abstimmt. Wenn auf der Fertigungsstraße die sogenannte Hochzeit, also das Verschmelzen von Karosserie und Fahrwerk, abgeschlossen ist, müssen zum Beispiel die zu montierenden Außenspiegel bereits in der entsprechenden Wagenfarbe parat liegen.
Die Optimierung der einzelnen Logistikprozesse erstreckt sich natürlich nicht nur auf die Beschaffungslogistik. Auch in den anderen Bereichen werden Logistikdienstleister mit neuen Aufgaben betraut. So ist es mittlerweile üblich, dass Automobilspediteure auch Dekonservierungsmaßnahmen durchführen oder zum Beispiel vor Ort technische Anpassungen vornehmen, z.B. landesspezifische Navigationssysteme einbauen.
Auf der Suche nach einer kostenoptimalen Abwicklung aller notwendigen Schritte wird es auch in Zukunft zahlreiche Veränderungen in der Automobillogistik geben. Wie in der Vergangenheit auch werden sich die Akteure dabei als innovationsfreudig präsentieren und damit auch für andere Logistikbereiche neue Impulse geben.