Die Produktionslogistik ist eine betriebswirtschaftliche Disziplin. Sie kennzeichnet die Phase zwischen der Beschaffungslogistik und der Distributionslogistik. Die Hauptaufgabe der Produktionslogistik liegt darin, einen optimalen und reibungslosen Materialfluss vom Rohmateriallager über die Produktionsprozesse bis zum Fertigwarenlagen zu gewährleisten. Entsprechend wird unter Produktionslogistik die Planung, Steuerung sowie Durchführung des Transportes und die Lagerung von Rohmaterial, Betriebsstoffen, Hilfsstoffen, Ersatzteilen und die damit zusammenhängenden Aktivitäten innerhalb des Produktionsablaufs eines Unternehmens verstanden. Typische Entscheidungen, die von Produktionslogistikern getroffen werden müssen, sind:
Wahl des Produktionsstandortes
Auf- und Ausbau geeigneter Fertigungssegemente und deren kapazitive Abstimmung,
Verträge mit Lieferanten abschließen,
Einplanung von Lagerbeständen zum Ausgleich saisonaler Schwankungen,
Aufstellung des kurzfristigen Produktionsprogramms entsprechend den Kundenwünschen und bestehenden Kapazitäten,
Ermittlung des Materialbedarfs,
Feinterminierung der Aufträge in der Fertigung,
Steuerung der innerbetrieblichen Transporte.
Aufgaben der Produktionslogistik
Um die Liegezeiten von Arbeitsgegenständen zu verringern, bedarf es einer vorausschauenden Planung, deren erstes Ziel die zügige Auftragsabwicklung ist. In diesem Zusammenhang wird die Produktionslogistik bereits bei der Produktionslayoutplanung (oder einfach nur Layoutplanung) eingebunden. Unter Produktionslayoutplanung wird die innerbetriebliche Standortplanung bezeichnet. Hier wird über die Art und Menge sowie über die räumliche Maschinenanordnung in der Produktion entschieden. Dabei kann es bei historische gewachsenen Layouts zu Problemen kommen. Es besteht z. B. durch die Anordnung der Maschinen die Gefahr, dass der Materialfluss nur noch rudimentär zu erkennen ist. Ein Grund dafür ist, dass neue Fertigungsmaschinen gerne dort aufgestellt werden, wo gerade Platz vorhanden ist. Als weiterer Grund für ein wenig flussorientiertes Fertigungssystem gilt die Tatsache, dass Maschinen für gleiche Fertigungsvorgänge aufgrund der besseren Aufsichtsmöglichkeit im selben Bereich aufgestellt werden.
Zunehmend kommen moderne Fertigungsstrategien, wie zum Beispiel das Chaku-Chaku-Prinzip, zur Anwendung. Der Begriff „Chaku-Chaku“ beschreibt einen mitarbeitergebundenen Arbeitsfluss (kurz MAF). Hier bringen Menschen Werkstücke in einer vorgegebenen Reihenfolge zu einem Arbeitssystem. Nach Ablauf des Produktionsprozesses wird dann das Werkstück zur nächsten Maschine befördert. Ist der Prozess beendet, kehrt der Mitarbeiter an das erste Arbeitssystem zurück und beginnt seinen Prozess wieder von vorne. Aus diesem Grund kommen in Fertigungssysteme nach dem Chaku-Chaku-Prinzip U-förmige (Fertigungs-)Linien zum Einsatz. Auch in die Planung benötigter Lagerräume wird die Produktionslogistik frühzeitig involviert. Die Ergebnisse sind innovative Lagerkonzepte, die zumeist geringe Lagerungskapazitäten mit hohen Umschlagskapazitäten verknüpfen. Hierin zeigt sich der anhaltende Trend in der Logistik, sowohl im Wareneingang als auch im Warenausgang die Bestände möglichst gering zu halten. Dies ermöglicht nicht nur geringere Lagerungskosten, sondern auch eine steigende Flexibilität bezüglich der Angebots- und Absatzmärkte.
Produktionslogistik als Bindeglied
Wie schon kurz erwähnt, ist die Produktionslogistik das Bindeglied zwischen Beschaffungs- und Distributionslogistik. Daher greift die Produktionslogistik auch in diese Bereiche teilweise ein. So sind zum Beispiel bei der Entscheidung zwischen der Eigenfertigung oder dem Fremdbezug von Einzelteilen auch die Kosten für Transport und Lagerung entscheidend. Teilweise ist es kostengünstiger, selten benötigte Produkte bei Zulieferern einzukaufen als diese selbst herzustellen und die dafür benötigte Infrastruktur vorzuhalten. Aber auch entgegengesetzte Modelle haben sich auf dem Markt bewährt. Statt selten abgerufene Produkte oder Dienstleistungen nur betriebsintern bereitzustellen, offerieren einige Unternehmen diese auch auf dem Markt und können mit der Veränderung der Losgrößen Mehrwert generieren.
Die Gestaltungsspielräume im Bereich der Produktionslogistik sind enorm und beeinflussen den Erfolg eines Unternehmens maßgeblich. Durch die starken Schwankungen der Märkte ist es innerhalb der Produktionslogistik fortwährend erforderlich, den aktuellen Bewegungen mit adäquaten Logistikkonzepten zu begegnen.
Quellen:
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/produktionslogistik.html, zuletzt abgerufen am 10.07.2019
http://www.economics.phil.uni-erlangen.de/lehre/bwl-archiv/lehrbuch/kap3/logistik/logistik.pdf, zuletzt abgerufen am 08.07.2019
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/layoutplanung.html, zuletzt abgerufen am 10.07.2019
http://www.igmetall-schaeffler.de/uploads/media/Ausarbeitung_Chaku-Chaku.pdf, zuletzt abgerufen am 10.07.2019
Arzet, Harry: Grundlagen des One Piece Flow, Berlin 2005.
Spengler, Thomas/ Volling,Thomas/ Rehkopf, Stefan: Zum Einsatz von Chaku-Chaku-Systemen in der Montage kosumentennaher Erzeugnisse – eine Fallstudie bei Rahmenauftragsfertigung, in: Günther, Hans-Otto/ Matt-feld, Dirk C./ Stuhl, Lena (Hg): Supply Chain Management und Logistik, Heidelberg 2005, S. 249 - 277.