Bezogen auf die Transport- und Logistikbranche allgemein schätzen rund 90 Prozent der Befragten den Fachkräftemangel als bemerkbar bis stark bemerkbar ein.
Im Vergleich dazu sieht die Perspektive in den eigenen Betrieben etwas besser aus: Hier spüren 71 Prozent einen Fachkräftemangel. Fast ein Drittel der Teilnehmer kann hingegen kein Fehlen von qualifizierten Arbeitskräften feststellen. Dies trifft besonders auf Unternehmen aus Handel und Industrie zu.
Ein Blick auf einzelne Berufsfelder relativiert den tatsächlich vorhandenen Mangel noch weiter. Dennoch gilt: Die Situation ist ernst und der Personalmangel kann zur Wachstumsbremse werden.
Nicht alle ausgeschriebenen Stellen können besetzt werden. Das liegt zum größten Teil an einem Mangel an qualifizierten Bewerbern, womöglich eine Folge der wenig bekannten Berufs- und Karrieremöglichkeiten in der Logistik. Die Zahl an geeigneten Bewerbern in der Logistik ist 77 Prozent der Befragten zufolge in den letzten Jahren zurückgegangen.
Der Großteil der Teilnehmer – rund 82 Prozent – erwartet, dass der Fachkräftemangel sich in den nächsten zehn Jahren negativ oder sogar stark negativ auf den Erfolg ihres Unternehmens auswirkt. Dabei sehen Handel und Industrie die Entwicklung weniger negativ als die Logistikdienstleister.
An der Umfrage haben sich 112 Mitglieder der BVL aus dem Personalbereich oder mit Personalverantwortung beteiligt. Insgesamt 87 Teilnehmer sind im Bereich Logistikdienstleistung tätig, 25 Teilnehmer kommen aus den Bereichen Handel und Wirtschaft.
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Die 112 Teilnehmer aus Logistik, Handel und Industrie beziehen ihre Aussagen in dieser Umfrage auf rund 40.000 kaufmännische und gewerbliche Mitarbeiter an den Standorten, für die sie verantwortlich sind.
Die Betriebsgröße der Befragten reicht von KMU bis hin zu Konzernen; insgesamt beschäftigen die teilnehmenden Unternehmen rund 900.000 Menschen.
Bezogen auf die Transport- und Logistikbranche allgemein schätzen rund 90 Prozent der Befragten den Fachkräftemangel als bemerkbar bis stark bemerkbar ein.
Im Vergleich dazu sieht die Perspektive in den eigenen Betrieben dagegen etwas besser aus: Hier spüren 71 Prozent einen Fachkräftemangel. Fast ein Drittel der Teilnehmer kann hingegen kein Fehlen von qualifizierten Arbeitskräften feststellen.
Bezogen auf die BVL-Umfrage „Arbeitgeber Logistik“ von 2012 ist der Fachkräftemangel dafür für die Mehrheit der Unternehmen nach wie vor von zentraler Bedeutung.
Unterscheidet man bei den Befragten nach Branche, zeigt sich ein differenziertes Bild zwischen Teilnehmern aus Handel und Industrie im Vergleich zu den Logistikdienstleistern: Während beide den Fachkräftemangel in der Logistik allgemein ähnlich hoch bewerten, weichen die Angaben bezogen auf das eigene Unternehmen ab: Hier geben mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten aus Handel und Industrie an, der Fachkräftemangel sei in ihren Unternehmen kaum bis gar nicht bemerkbar. Von den befragten Logistikdienstleistern hingegen sehen 78 Prozent einen deutlich wahrnehmbaren Mangel an Fachkräften. Lediglich 22 Prozent schätzen die Situation als kaum wahrnehmbar ein.
Die meisten Fachkräfte fehlen in den Bereichen IT (47 Prozent), Fahrer (46 Prozent), Disposition (41 Prozent) und Lager (38 Prozent). Bei Ingenieuren und Betriebswirten hingegen, die in der BVL-Umfrage „Arbeitgeber Logistik“ von 2012 noch zu den meistgesuchten Berufsgruppen gehörten, scheint sich die Lage entspannt zu haben.
Gleichzeitig ist bemerkenswert, wie ausgeglichen das Ergebnis bei den gesuchten Berufen ist: Tendenziell tritt kein Beruf durch eine besonders hohe Nachfrage hervor. Für das Beispiel des gesuchtesten Berufs, IT-Fachkraft, bedeutet dies konkret: Rund 53 Prozent der Befragten gaben an, dass diese Spezialisten in ihren Unternehmen kaum bis gar nicht fehlen. Eine differenzierte Analyse nach Unternehmensgröße zeigt, dass kleine und mittelständische Betriebe den Bedarf an IT-Fachkräften insgesamt weniger dringlicher einschätzen als Großunternehmen und Konzerne: Während etwa 60 Prozent der Betriebe mit mehr als 2.000 Mitarbeitern IT-Fachkräfte stark bis sehr stark benötigen, sind es bei den Unternehmen mit bis zu 2.000 Mitarbeitern hingegen rund 42 Prozent.
Das ist im Zusammenhang mit den steigenden Anforderungen durch die Digitalisierung aller Wirtschaftsbereiche problematisch: Mittelständische Unternehmen drohen damit einen Teil ihrer Flexibilität gegenüber großen Unternehmen – und somit ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal – zu verlieren.
Während in Handel und Industrie vor allem IT-Fachkräfte, Ingenieure und Lagermitarbeiter fehlen, setzen sich die Top-3 der gefragtesten Berufsgruppen bei Logistikdienstleistern aus Fahrern und Zustellern, IT-Fachkräften und Disponenten zusammen.
Zu den besonders gesuchten Berufsgruppen gehören Fachkräfte mit einer kaufmännischen oder technischen Ausbildung: Sie werden von insgesamt 76 Prozent der Teilnehmer gesucht. Bezogen auf Fachkräfte mit Hochschulabschluss gaben 24 Prozent der Befragten an, dass diese Berufsgruppe aktuell in ihrem Unternehmen fehlt.
Die differenzierte Analyse nach Branche zeigt, dass in Handel und Industrie vor allem Fachkräfte mit technischer Ausbildung sowie Hochschulabsolventen gesucht werden. Logistikdienstleister hingegen sehen den Mangel eher bei Fachkräften mit kaufmännischer Ausbildung. An Hochschulabsolventen mangelt es dagegen im direkten Vergleich deutlich weniger.
Im Hinblick auf die kurzfristige Besetzung von offenen Stellen gaben rund 55 Prozent der Befragten an, zwischen 10 und 50 Prozent der vakanten Positionen in ihren Unternehmen innerhalb von drei Monaten besetzen zu können. Rund 45 Prozent halten es für machbar, in diesem Zeitraum zwischen 60 und 100 Prozent der offenen Positionen zu besetzen.
Langfristig gesehen verschiebt sich dieses Bild: Etwa 31 Prozent der Teilnehmer gaben an, zwischen 10 und 50 Prozent der offenen Stellen in ihren Unternehmen innerhalb von 12 Monaten besetzen zu können. Rund 69 Prozent der Befragten sind der Meinung, im selben Zeitraum zwischen 60 und 100 Prozent ihrer Vakanzen füllen zu können.
Von den Befragten aus Handel und Industrie gaben 52 Prozent an, zwischen 10 und 50 Prozent der vakanten Positionen in ihren Unternehmen innerhalb von drei Monaten besetzen zu können, 48 Prozent gaben an im selben Zeitraum zwischen 60 und 100 Prozent der offenen Stellen besetzen zu können. Bei den Logistikdienstleistern sieht es ein wenig schlechter aus: Rund 56 Prozent gaben an, zwischen 10 und 50 Prozent der vakanten Positionen im Unternehmen besetzen zu können, 44 Prozent sind in der Lage zwischen 60 und 100 Prozent der vakanten Positionen zu besetzen.
Bei der langfristigen Besetzung von vakanten Stellen sind die Unterschiede zwischen Logistikdienstleistern und Vertretern aus Handel und Industrie besonders frappierend: Während lediglich 20 Prozent der Befragten aus Handel und Industrie angaben, zwischen 10 und 50 Prozent der offenen Stellen im Unternehmen langfristig besetzen zu können, sahen sich ganze 80 Prozent in der Lage im selben Zeitraum zwischen 60 und 100 Prozent der Vakanzen zu füllen. Bei den Logistikdienstleistern erwarten zwar rund 65 Prozent, dass sie zwischen 60 und 100 Prozent der vakanten Positionen langfristig besetzen können, aber bei rund 35 Prozent der Befragten aus dem Logistiksektor bleiben mindestens 50 Prozent der offenen Stellen auch langfristig unbesetzt.
Rund 62 Prozent der Umfrage-Teilnehmer können alle ausgeschriebenen Ausbildungsplätze mit passenden Bewerbern besetzen. Dem stehen 38 Prozent gegenüber, die einige bis viele ihrer Ausbildungsplätze nicht besetzen können. Dies hängt mit den jeweils gefragten Berufsbildern zusammen: Gemäß den Erhebungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) verzeichnen die Logistikberufe konstante bis leicht rückläufige Ausbildungsverträge seit 2013. Relativ konstant halten sich Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung und Fachkräfte für Lagerlogistik. Tendenziell rückläufig sind Ausbildungsverhältnisse in den Bereichen Berufskraftfahrer und Fachlagerist.
Gemäß der Statistik zur beruflichen Bildung in Deutschland, die jährlich vom Bundesamt für Statistik (Destatis) erhoben wird, findet sich in den Top-20 der Ausbildungsberufe 2016 das Berufsbild „Fachkraft für Lagerlogistik“ auf Platz 15. In der Unterscheidung nach Geschlecht kommt der Ausbildungsberuf Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikleistungen bei den weiblichen Auszubildenden auf Platz 16, der Beruf Fachkraft für Lagerlogistik bei den männlichen Auszubildenden auf Platz 9.
Interessant ist, dass diese Situation von Befragten aus Handel und Industrie sowie Logistikdienstleistern sehr ähnlich eingeschätzt wird.
Regional betrachtet zeigen sich leichte Unterschiede: In Süddeutschland bleiben deutlich mehr Ausbildungsplätze unbesetzt als im Norden.
Die Mehrheit (77 Prozent) der Befragten gibt an, dass die Anzahl an geeigneten Bewerbern in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Lediglich 6 Prozent der Unternehmen können einen Zuwachs erkennen.
In der Unterscheidung nach Branchen zeigt sich, dass der Mangel an qualifizierten Fachkräften unter Logistikdienstleistern leicht höher ausfällt als in Handel und Industrie. Außerdem ist festzustellen, dass Logistiker deutlich häufiger (47 Prozent) angeben, ihr Unternehmen sei zu wenig bekannt – das sagten jedoch lediglich 28 Prozent der Befragten aus Handel und Wirtschaft.
Der Mangel an qualifizierten Bewerbern ist zugleich der Hauptgrund, dass offene Stellen in den Unternehmen nicht besetzt werden (74 Prozent). Auch die Bekanntheit der Berufsmöglichkeiten (53 Prozent) sowie im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen weniger attraktive Vergütungen und Arbeitsbedingungen (43 Prozent) spielen hierbei eine wichtige Rolle. Das verdeutlicht, wie wichtig eine positive Imagebildung für die Logistik ist. Der BVL Themenkreis Image der Logistik hat einen Leitfaden für Personalverantwortliche entwickelt, der in diesem Zusammenhang Tipps und Inspiration für eine erfolgreiche, Personalarbeit gibt:
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Insgesamt betrachtet erwarten rund 82 Prozent der Befragten langfristig negative bis stark negative Auswirkungen auf den eigenen Unternehmenserfolg durch den Fachkräftemangel in der Logistik.
Die Teilnehmer aus Handel und Industrie erwarten dadurch jedoch weit weniger negative Auswirkungen (64 Prozent) als die Logistikunternehmen (rund 87 Prozent).
Das die Logistik ein spannender Arbeitsbereich mit Zukunft ist, in dem man mit Leidenschaft tätig ist, das zeigen die vielen Video-Selfies, welche der BVL Themenkreis Image der Logistik in einer Playlist gesammelt hat. Logistikerinn und Logistiker aus vielen Bereichen erzählen, was Ihnen an der Logistik besonders gefällt.