Die Sache mit dem Hype – Schein und Sein der Blockchain
Glaubt man der Technikbranche, so könnte die aus der Welt der Kryptowährungen stammende Blockchain fast alles sein, von der Grundlage für ein fälschungssicheres Echtzeit-Warenverfolgungssystem bis hin zu einer umfassenden Revolution des Datenverkehrs wie wir ihn kennen. Auch in der Logistik sehen Experten vielseitige Anwendungsbeispiele für die Blockchain. Frei von Kritik ist die Technologie dabei freilich nicht. Neben der für Nicht-IT-Experten schwer zu erfassen Funktionsweise, mangelt es derzeit noch an nutzungsfertigen Produkten. Es fehlen Erfahrungswerte im realen Betrieb und auch der hohe Energieverbrauch eines Blockchain-Netzwerkes schreckt einige Unternehmen ab. Die Frage „Investieren oder ignorieren?“ steht somit mehr oder weniger unbeantwortet im Raum.
Was ist also dran an der Blockchain? Wer hat wirklich einen Nutzen, wer ist mit einer klassischen Datenbanklösung vielleicht besser beraten? Eine einfache Antwort kann es nicht geben, dazu sind die Technologie und ihre Anwendungsmöglichkeiten viel zu komplex. Eher stellt sich die Frage, ob die Blockchain der neue Standard oder eine Nischenlösung werden wird. „Die Digitalisierung schafft beeindruckende Werkzeuge für die Vernetzung von Mensch und Maschine oder beim Einsatz intelligenter autonomer Systeme. Jedoch stellt sich die Frage, ob und wie diese Technologien kurz- und mittelfristig einen Beitrag zur Lösung der drängenden Probleme des Wirtschaftsbereichs liefern können. Denn: Digitalisierung darf sich nicht selbst genügen und damit Selbstzweck sein“, so der Vorstandsvorsitzende der BVL Robert Blackburn.
So stehen die Unternehmen in der Logistik vor dem klassischen Dilemma einer neuen Technologie. Eine Nutzung kann sich als ineffektiv und sehr kostspielig erweisen. Sie zu ignorieren allerdings – und das zeigt nicht zuletzt die rasante Entwicklung im Zuge der Digitalisierung – birgt die Gefahr eines kostspieligen technologischen Aufholrennens, sollte die Blockchain sich in den relevanten Anwendungsbereichen durchsetzen.
Zwei Dinge braucht es also, wenn man sich der Blockchain nähert: ein gutes Gespür für eine effektive Anwendung digitaler Technologien – und eine Portion unternehmerischen Mut.
Die BVL hat sich bereits vielfach mit dem Thema Blockchain auseinandergesetzt, aktuell im BVL Magazin 3/2018, in dem namhafte Experten versuchen, anhand neuester Erkenntnisse und Entwicklungen die Spreu vom Weizen zu trennen. Auch auf dem 35. Deutschen Logistik-Kongress wird es eine Sequenz zur Blockchain geben. Hinzu kommen zwei Webinare, die sich mit den Grundlagen und den aktuellsten Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain beschäftigen.