Luft nach oben im Gesundheits- und Fuhrparkmanagement
Ergebnisse einer anonymen Kurzumfrage im Mai 2020 zur Nachhaltigkeit im Betrieb
Während zum Beispiel Mülltrennung in den Betrieben im Wirtschaftsbereich Logistik inzwischen Standard ist, gibt es in anderen Bereichen durchaus Luft nach oben, wie die BVL anhand einer anonymen Kurzumfrage in der logistikaffinen Online-Community herausgefunden hat. Ziel der Umfrage war es, einen Eindruck davon zu bekommen, welchen Stellenwert nachhaltiges Handeln im Alltagsbetrieb der Unternehmen des Wirtschaftsbereiches Logistik einnimmt.
Information und Wissen sind die Grundlage, um nachhaltiges Handeln im Betrieb nicht nur über Mission Statements, Unternehmenskultur oder Zielvereinbarungen zu proklamieren, sondern es tatsächlich umzusetzen. Umso alarmierender ist es, dass ein Drittel der Befragten angibt, zu diesem Thema weder geschult noch informiert zu werden. Immerhin drei Viertel der Umfrageteilnehmer bekommen Infos zur Ergonomie am Arbeitsplatz, ein Drittel werden stets zum effizienten Fahren auf dem Stand gehalten. Eine einzelne Person gab an, regelmäßig zum Thema „Strom sparen“ informiert zu werden.
Laut Umweltbundesamt verursacht die Stromerzeugung in Deutschland die meisten Treibhausgas-Emissionen – die Hälfte der Umfrageteilnehmer berücksichtigt das und legt bei der Wahl der Versorgers Wert auf Öko-Produkte. Mit Blick auf die Entsorgung wirft etwa ein Drittel der Befragten nicht einfach alles weg, sondern nutzt auch Re- oder Upcycling-Optionen. Jeweils eine Person nannte außerdem die Nutzung einer Photovoltaikanlage bzw. den Einkauf im regionalen Handel, eine weitere gab an, alle diese Maßnahmen seien zu teuer, um sie umzusetzen.
Auch im Fuhrparkmanagement gibt es wichtige Stellschrauben im Sinne der Nachhaltigkeit, zum Beispiel mit Blick auf Kraftstoffverbrauch und Ergonomie – und nach Aussage der Befragten ist dort noch Potenzial vorhanden. In den Betrieben von fast 40 Prozent der Umfrageteilnehmer werden Fahrzeuge so lange genutzt, wie es eben geht. Vier Prozent gaben an, Fahrzeuge an osteuropäische Subunternehmer weiterzuverkaufen, wo diese weiter im Einsatz seien. Bei 13 Prozent der Umfrageteilnehmer wird der Stand der technologischen Ausstattung durch Leasing-Verträge bestimmt. Gut 20 Prozent versicherten, Fahrzeuge mit hohem Verbrauch nicht anzuschaffen bzw. sofort auszutauschen.
Welche Art von Verbrauchsmaterialien für den Betrieb beschafft wird, kann sich sowohl auf die Ökobilanz als auch auf Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter auswirken, beispielsweise wenn Berufsbekleidung aus Biobaumwolle besteht (knapp 10 % der Befragten) oder pflanzliche Seifen und Putzmittel eingesetzt werden, was bei bislang leider nur gut 20 Prozent der Umfrageteilnehmer der Fall ist. Bei mehr als 60 Prozent sind Toilettenpapier und Handtücher aus Recyclingpapier im Einsatz, ebenfalls mehr als die Hälfte nutzt recyclingfähiges Verpackungsmaterial bzw. Verpackungen aus recyceltem Material. Knapp zehn Prozent achten beim Einkauf von Verbrauchsmaterial gar nicht auf Nachhaltigkeitsaspekte. Eine einzelne Person sieht dies nicht in ihrem Einflussbereich, sondern in der Verantwortung der Putzfirma.
Da es im operativen Logistikbetrieb viele körperlich anstrengende oder repetitiv-ermüdende Arbeitsbereiche gibt, ist das Gesundheitsmanagement wichtig. Daher bereitet es Sorge, dass ein Viertel der Umfrageteilnehmer gar keinen Zugang zu entsprechenden Angeboten hat. Nur die Hälfte kann regelmäßige betriebsärztliche Untersuchungen in Anspruch nehmen. Immerhin gibt es für mehr als die Hälfte kostenfreie Sportangebote oder zumindest einen Zuschuss für die Gebühr im Fitnessstudio. Jeder zehnte Befragte kann auf technische Hilfsmittel wie Roboter oder Exoskelette zurückgreifen.
Die Umfrage war Teil einer Serie, die die BVL passend zum Jahresmotto „Nachhaltig gestalten - Winning the Next Decade“ im März gestartet hat. Ziel ist es, anhand monatlicher anonymer Kurzumfragen ein Bild davon zu bekommen, wie der Status-Quo nachhaltigen Verhaltens im Berufsalltag der Logistik-Community ist, und zwar in allen drei Dimensionen: Ökologie, Ökonomie und Soziales.
Die detaillierten Umfrageergebnisse finden sich hier zum Download: