Trend zum Homeoffice: Was ändert sich für Unternehmen?
Ergebnisse einer anonymen Kurzumfrage im Juli 2020 zu Nachhaltigkeitsaspekten im Homeoffice
Die Online-Umfrageserie der BVL zur Nachhaltigkeit im Arbeitsalltag drehte sich im letzten Monat um einen der aktuellsten Trends in deutschen Unternehmen: die häufigere Nutzung von Homeoffice. Wie wirkt sich diese Entwicklung bei den BVL-Mitgliedern und der logistikinteressierten Online-Community auf interne Kommunikation, Abläufe, Führung und soziale Kontakte aus? Welche neuen Herausforderungen ergeben sich im Hinblick auf die soziale Nachhaltigkeit? Lesen Sie hier die Antworten, von denen einige überraschen dürften:
Homeoffice wird selbstverständlich
In Windeseile hat die Coronakrise dafür gesorgt, dass sich Homeoffice in Unternehmen weltweit als alltägliche Arbeitsweise etablieren konnte. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Umfrage wider: 61,4 Prozent der Befragten meinen, es sei bei Projekten in der Regel problemlos möglich, zuhause zu arbeiten. Gut die Hälfte (51,4 Prozent) plädiert dennoch dafür, Homeoffice insgesamt in Maßen zu nutzen, weil sonst das Teamgefühl verloren gehen kann. Nur 27,1 Prozent glauben, dass das Zugehörigkeitsgefühl zu Team und Unternehmen leidet.
Verwaltung und Betrieb nicht spalten
In der Logistik erfüllen Verwaltung und Operative sehr unterschiedliche Aufgaben. Das wirkt sich auch auf die Homeoffice-Möglichkeiten aus. Während sich Büroarbeiten meist gut von zuhause aus erledigen lassen, müssen die operativen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort erscheinen – im Lager, Fahrerhaus, an der Rampe oder am Band. Die Teilnehmenden sind daher nur zu 25,7 Prozent der Meinung, es sei dauerhaft problemlos möglich, die Verwaltung ins Homeoffice zu schicken, während der Betrieb im Unternehmen aufrechterhalten wird. Dagegen sind 44,3 Prozent überzeugt, dies führe zur Entfremdung zwischen den beiden Unternehmensbereichen, weil der persönliche Kontakt fehlt.
Neue Anforderungen an die Führung
Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter häufiger zuhause arbeiten, stellt dies Unternehmen auch vor neue Herausforderungen. Vor allem die Führungskräfte sind gefragt, fehlende direkte Kontaktmöglichkeiten auszugleichen. Daher halten es 75,7 Prozent der Umfrageteilnehmer für essentiell, neue Kommunikationsprozesse zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass die Teammitglieder diese auch einhalten. Die Kolleginnen und Kollegen trotz des „Aus den Augen, aus dem Sinn-Effektes“ mitzunehmen und einzubeziehen, halten 72,9 Prozent für eine wichtige neue Anforderung an die Führungskräfte.
Produktiver im Homeoffice?
In der Umfrage hat die BVL eine Frage gestellt, die viele Unternehmen beschäftigt: Was macht Homeoffice mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern? Die überraschende, meistgenannte Antwort: Sie werden produktiver. Dies haben 62,9 Prozent der Teilnehmer beobachtet. Mehr noch: 45,7 Prozent befürchten gar, zuhause würde zu viel gearbeitet, da keine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit besteht.
Unternehmen sollten auch die gesundheitliche Fürsorge für die „Daheimgebliebenen“ nicht aus den Augen verlieren. So dürfte es sich langfristig ungünstig auf die Rückengesundheit auswirken, den Arbeitstag zuhause auf dem Küchenstuhl zu verbringen. Daher sehen 77,1 Prozent der Befragten die fehlende Ergonomie als größtes Problem im Homeoffice an.
Zur Umfrageserie
Im Jahresverlauf wird die BVL monatlich weitere Umfragen durchführen und die Ergebnisse kostenfrei zur Verfügung stellen. Ziel ist es, ein Bild des nachhaltigen Verhaltens im Berufsalltag der Logistik-Community zu bekommen, und zwar in allen drei Dimensionen: Ökologie, Ökonomie und Soziales.