Jeder von uns weiß, dass Leben und Tod untrennbar verbunden sind. Trotzdem macht die Endgültigkeit, wenn letzterer obsiegt, nachdenklich. Doch Nachdenken setzt Erinnerungen frei – und so gewinnt das Leben erneut.
Dr. Hanspeter Stabenau, Gründungsmitglied und langjähriger Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL), ist am 10. Juni 2020 in Bremen im Kreise seiner Lieben verstorben. Er wurde 85 Jahre alt. Er war ein Logistiker der ersten Stunde und hat durch seine Tätigkeit in Lehre und Praxis viele Spuren hinterlassen. Sein Lebensmotto: „Man hat im Beruf immer nur dann Erfolg, wenn einem die Aufgabe Freude macht.“
Nach dem Studium und Promotion mit Schwerpunkt Verkehrswissenschaft in Köln kam Hanspeter 1961 nach Bremen und wurde für die Deutsche Außenhandels- und Verkehrs-Akademie (DAV) tätig, zunächst als Dozent und ab 1966 als Studienleiter.
Gemeinsam mit Prof. Helmut Baumgarten, Jürgen Busch und weiteren Visionären war er 1978 einer der neun Gründer der BVL und 21 Jahre lang bis 1999 der Vorstandsvorsitzende des Vereins. Die Entwicklung des Deutschen Logistik-Kongresses, der 1984 zum ersten Mal stattfand, ist ein Meilenstein seines Wirkens. Der Veranstaltungsort Berlin ist bis heute geblieben, damals war es ein Bekenntnis zur geteilten Stadt.
Um die Themen der Logistik voranzutreiben, brachte Hanspeter Stabenau immer wieder Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und die Wissenschaft an einen Tisch. Er vertrat die DAV sowie die BVL – und damit den Wirtschaftsbereich Logistik – in zahlreichen Gremien. Hanspeter und ich haben uns 1985 kennengelernt, damals beobachtete ich als Neu-Mitglied amüsiert, dass die organisatorischen Pflichten einer Mitgliederversammlung ihm eher lästig waren. Der damalige Geschäftsführer Manfred Schaar ließ ihn aber nicht aus der Pflicht. Hanspeters „Ding“ waren die großen Themen: „Logistik bewegt die Welt“, „Die Notwendigkeit logistischen Denkens in der Wirtschaft“ oder „Intermodale Verkehre in logistischen Prozessketten“ waren seine Vorträge überschrieben.
Hanspeter hat mich mit liebevoller Hartnäckigkeit für die Geschäftsführung der BVL geworben. Seit April 1999 bin ich hauptamtlich dabei. Zwei Monate später erfolgte seine Verabschiedung und er wurde zum ersten Ehrenvorsitzenden der BVL berufen. Stets pflegte er seinen unnachahmlichen Humor. Sein ansteckendes Lachen half, ihn auch in Menschentrauben aufzuspüren. Die damaligen Mitarbeiter/innen der BVL-Geschäftsstelle kombinierten die Stabenau‘sche Fliege als Ausdruck des Lebensgefühls mit seiner Freude an Wellness und schenkten ihm zur Verabschiedung einen weißen Bademantel des Hotels InterContinental – mit einer kunstvoll eingearbeiteten royal-blauen Satin-Fliege. „Niemals ohne“ lautete sein Kommentar.
Der BVL und der DAV blieb Hanspeter bis zum Schluss eng verbunden. So kam er regelmäßig freitags vor dem Rotary-Meeting zu kurzen Gesprächen in der Geschäftsstelle vorbei, um nach dem Rechten zu sehen und der Geschäftsführung seine Einschätzung des Tagesgeschehens zu übermitteln. Bis 2017 nahm Hanspeter außerdem mit großer Begeisterung am Deutschen Logistik-Kongress in Berlin teil. Der Vorstand, die Gremien, die langjährigen Weggefährten und die Mitarbeiter/innen der BVL und BVL Campus haben einen guten Freund verloren. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie. In unseren Erinnerungen wird Hanspeter weiterleben – seine Lebensfreude und sein Lachen bleiben.