Hanspeter Stabenau, Gründungsmitglied und langjähriger Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL), verstarb am 10. Juni 2020. Er war ein Logistiker der ersten Stunde und hat durch seine Tätigkeit in Lehre und Praxis viele Spuren hinterlassen. Er lebte nach dem Motto: „Man hat im Beruf immer nur dann Erfolg, wenn einem die Aufgabe Freude macht.“
Stabenau, geboren 1934 in Königsberg, hat die „Wegscheiden“ in seinem Leben genau definiert. Die Flucht aus der DDR kurz nach dem Abitur, das Studium mit Schwerpunkt Verkehrswissenschaft in Köln, 1961 die Entscheidung nach Bremen zu gehen und für die Deutsche Außenhandels- und Verkehrs-Akademie (DAV) tätig zu werden, zunächst als Dozent, ab 1966 als Studienleiter. Die zentrale „Wegscheide“ aber lautet: „1970 – klare Erkenntnis: Logistik ist die Zukunft!“
Da war Hanspeter Stabenau Mitte 30 und hatte sein Lebensthema gefunden, an dem er die nächsten 45 Jahre lang engagiert gearbeitet hat – und das ihn bis zu seinem Tod nicht losließ. Fragen der Produktivität, der Verringerung der Fertigungstiefe, der Reduzierung von Lagerflächen, der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und der Informationstechnologie im Supply Chain Management standen von Anfang an ganz oben auf der Agenda. Dabei griff er unter anderem Impulse auf, die er in den 1970er-Jahren während einer USA-Reise erhielt – und sorgte dafür, dass sie in Theorie und Praxis Kreise zogen.
Die Beteiligung an der Gründung der BVL, deren Vorstandsvorsitzender er von 1978 bis 1999 war, und die Entwicklung des Deutschen Logistik-Kongresses, der 1984 zum ersten Mal stattfand, sind Meilensteine seines Wirkens. Stabenau brachte immer wieder Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und die Wissenschaft an einen Tisch und vertrat die DAV sowie die BVL – und damit den Wirtschaftsbereich Logistik – in zahlreichen Gremien.
Der BVL und der DAV war Stabenau als Ehrenvorsitzender bis zum Schluss eng verbunden. Der Vorstand, die Mitglieder aller Gremien, lanjährige Weggefährten und die Mitarbeiter von BVL und BVL Campus, zu dem die DAV seit 2007 gehört, bewahren sein Andenken als engagierter Logistiker und liebenswerter Mensch.
Eckdaten im Leben von Dr. Hanspeter Stabenau
1. November 1934 geboren in Königsberg (Preußen)
1941 – 1943 Schulzeit in Berlin
1943 – 1953 Schulzeit und Abitur in Heiligenstadt/Eichsfeld
1954 – 1959 Studium der Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrswissenschaft an der Universität Köln; Abschluss als Diplom-Volkswirt
1959 – 1961 Assistent am Institut für Verkehrswissenschaft der Universität Köln; Promotion zum Dr. rer. pol.
1. April 1961 Berufung als Dozent an die Deutsche Außenhandels- und Verkehrs-Schule (seit 1988: Deutsche Außenhandels- und Verkehrs-Akademie (DAV))
Mai 1966 – Jan. 2000 Übernahme der Studienleitung der DAV, später Hauptgeschäftsführer der DAV und dann Vorsitzender des Vorstands der Stiftung DAV
18. April 1978 Gründung der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V. gemeinsam mit Prof. Helmut Baumgarten, Jürgen Busch, Peter Höhndorf, Dr. Gernot Lukas, Dr. Albert Schmitz, Dr. Klaus Spicher und Manfred Türks
1978 – 1999 Vorsitzender des Vorstands der BVL
1984 Durchführung des 1. Deutschen Logistik-Kongresses in Berlin unter dem Titel „Produktivität – Flexibilität durch Logistik“
2006 – 2008 Gründungsbeauftragter des Kompetenzzentrums Logistik Bremen (KLB) e.V.
Ehrungen
1995 Bundesverdienstkreuz 1997 Ehrenmitglied der Österreichischen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft 1999 Ehrenvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL) 1999 Ehrenmitglied Verein der Förderer und Absolventen der Deutschen Außenhandels- und Verkehrs-Akademie (VfA) 2004 Mitglied der Logistik Hall of Fame 2008 DVZ LEO Award für Lebensleistung in der Logistik 2014 Zu Ehren von Hanspeter Stabenau führt die Bibliothek des BVL Campus in Bremen seit dem 1. November 2014 den Namen Stabenau-Bibliothek, kurz Sta-Bi.