Kommentar zum Logistik-Indikator für das 1. Quartal 2021 von Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer, Vorsitzender des Vorstands der BVL
Die Wirtschaft insgesamt und insbesondere auch der Wirtschaftsbereich Logistik zeigen sich im ersten Quartal 2021 relativ unbeeindruckt von der gesellschaftlichen und politischen Coronakrise-Erschöpfung. Trotz des anhaltenden weitgehenden Lockdowns weist die Februar-Umfrage des Logistik-Indikators einen Gesamtwert „nah“ am Normalwert 100 auf. Ohnehin ist der Wert seit August 2020 nicht wieder unter die 90er-Marke abgesunken, und das, obwohl sich die Wirtschaft in den Monaten November bis Februar auf immer wieder veränderte Lockdown-Szenarien einstellen musste.
Am 22. März jährt sich die erste Entscheidung von Bundes- und Länderregierungen zu Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen. Wenige Tage zuvor waren fast alle Außengrenzen der EU sowie innereuropäische Grenzen geschlossen worden. Lieferketten gerieten unter Druck, Produktionsstätten standen still. Verglichen mit dem damaligen Szenario kann die Wirtschaft mit der jetzigen Situation recht ordentlich leben – und das mag zu relativer Entspanntheit bei der Beurteilung der Lage beitragen. Der aufblitzende Optimismus hinsichtlich der Erwartungen dürfte sich darauf stützen, dass nach langsamem Start nun beschleunigt geimpft wird und Schnelltests bereits vor der Impfung eine erhöhte Sicherheit bei Kontakten versprechen.
Noch stimmen viele Produktions- und Absatzzahlen nicht fröhlich. Handel, Tourismus, Gastgewerbe, Passagierfluggesellschaften, aber auch Binnenschiffer und andere Mobilitätsdienstleister trifft es extrem hart, weil Volumina im Markt fehlen und Pandemieschutzvorschriften ein wirtschaftliches Arbeiten unmöglich machen.
Die Arbeitsplatzsituation ist angespannt und es ist allen klar, dass Kurzarbeitsregelungen möglicherweise noch drohende Arbeitslosigkeit nur verzögern. Doch immerhin ist mit all den staatlichen Maßnehmen wertvolle Zeit gewonnen.
Die Logistiker jedenfalls haben sich eindeutig gegen Alarmismus und für Pragmatismus entschieden. Sie machen ihre Jobs so gut es geht – und haben bei vielen Projekten an Tempo zugelegt, darunter die Digitalisierung ihrer Strukturen und Abläufe. Ein neues, flexibleres Denken und Handeln setzt sich durch und trägt zu resilienten Lieferketten bei.
Auch die BVL hat sich nach dem Schock des als Präsenzveranstaltung abgesagten Deutschen Logistik-Kongresses 2020 für einen dynamischen Neustart entschieden. Das Vereinsleben in den Regionalgruppen ist lebhaft. Ein erfolgreiches digitales Forum Automobillogistik markierte den Aufbruch ins Jahr 2021. Und der Termin für den Kongress im Oktober ist bestätigt – mit einem höchst flexiblen Format, mit einem hochkarätigen Programm im Netz und so viel persönlicher Kommunikation wie eben möglich an gewohnter Stelle in Berlin.