Kommentar zum Logistik-Indikator für das 4. Quartal 2023 von Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer, Vorsitzender des Vorstands der BVL
Auf den ersten Blick gibt es am Logistik-Indikator nichts zu beschönigen. Nach dem Schock des Ukraine-Krieges gab es nur einen kurzen Aufwärtstrend Ende des vergangenen Jahres, seitdem deuteten alle Indikatoren wieder nach unten – deutlich unter der Normallinie. Auch im vierten Quartal 2023 sackt die Geschäftslage noch weiter ab, beinahe auf das das Niveau des ersten Halbjahrs 2020. Allerdings deutet sich bei den Geschäftserwartungen eine leichte Trendwende an, während das Geschäftsklima nahezu konstant bleibt.
Interessant ist der Blick auf die Monatswerte vom November. Hier deuten erstmals wieder alle drei Indikatoren nach oben, auch die aktuelle Geschäftslage wird – auf niedrigem Niveau – wieder besser eingeschätzt. Insbesondere bei Industrie und Handel verbessern sich die Geschäftserwartungen seit Juli kontinuierlich. Beachtlich ist, dass sich bei den Verladern die Geschäftslage und der Erwartungswert für die nächsten sechs Monate treffen – und zwar beide aufwärts gerichtet. Das war in der Vergangenheit immer ein Zeichen für einen Richtungswechsel - in diesem Fall für einen hoffnungsfrohen. Das niedrige Niveau der Begegnung korrespondiert mit den Aussagen von VDMA-Präsident Karl Haeusgen beim 40. Deutschen Logistik-Kongress im Oktober: Zu erwartende minus 2% für 2024 würden nicht wirklich Freude machen, aber im Vergleich zu früheren Krisen (Corona-Pandemie minus 5%, Lehman-Pleite minus 20%) sei das eine gute Basis für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung. Diese Einschätzung deckt sich nach meinen Wahrnehmungen mit den vereinzelten, verhalten positiven Wirtschaftsnachrichten der vergangenen Tage: Abarbeitung von Rückstand, gute Geschäfte, Rückgang der Inflation, Jahresendrallye der Börsen, und vieles mehr. Gute Signale sollen auch wahrgenommen werden. Sie dürfen nicht im Sog der Warn- und Pessimismus-Wellen untergehen.
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt tatsächlich: Die Geschäftserwartungen der Logistikdienstleister lesen sich in der Quartalsansicht zwar noch leicht steigend, sie sind im November nach kurzem Aufschwung aber wieder ins Negative gedreht. Überraschend ist das aber nicht: Meistens dauert es eine Weile, bis die Logistikdienstleister einen Aufschwung bei den Verladern in ihrem Geschäft spüren, beziehungsweise diesen so wahrnehmen, dass sie selbst ihre Geschäftserwartungen besser bewerten. Aber auch hier besteht die Hoffnung, dass sich das Blatt in den nächsten Monaten wieder zum Positiven wendet.