Kommentar zum Logistik-Indikator für das 1. Quartal 2018 von Prof. Robert Blackburn, Vorsitzender des Vorstands der BVL
Das Klima in der deutschen Logistikwirtschaft ist ausgezeichnet – das unterstreichen die Ergebnisse des BVL Logistik-Indikators für das erste Quartal, erhoben vom ifo Institut.
Und zwar trotz des drohenden Handelskriegs zwischen globalen Großmächten. Das Handelsblatt Research Institut beschreibt „aufziehenden Protektionismus als die größte Gefahr für die deutsche Wirtschaft“ und hebt die Bedeutung internationaler Wertschöpfungsketten hervor: Globale Arbeitsteilung und freier, grenzüberschreitender Handel sorgten für Wohlstand und Frieden.
Die ifo-Experten prognostizieren weiterhin optimistische BIP-Zuwachsraten. Für das laufende Jahr werden 2,6 Prozent für Deutschland erwartet sowie 2,1 Prozent in 2019. Für den Euroraum lauten die Zuwachsraten 2,3 Prozent in 2018 und 1,9 Prozent in 2019. Das Welt-BIP soll um 3,4 Prozent, gefolgt von 3,1 Prozent wachsen.
Supply Chain Manager und Logistiker sind der Motor des Aufschwungs, daher ist die gute Stimmung im Wirtschaftsbereich nicht überraschend. Die Einschätzung der Geschäftslage erreicht ein Allzeit-Hoch seit Beginn der Logistikindikator-Erhebung vor zwölf Jahren. Es resultiert aus besonders positiven Werten aus Industrie und Handel.
Doch es gibt auch leichte Eintrübungen: die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate verzeichnen leichte Rückgänge gegenüber dem Vorquartal – bei den Logistik-Anwendern in Industrie und Handel und bei den Logistikdienstleistern. Personalaufbau ist nach wie vor geplant, aber nicht mehr so intensiv wie in den Vorquartalen. Die Hochkonjunktur erreicht ihre Grenzen: das Zahlenverhältnis Beschäftigungssuchender zu offenen Stellen liegt auf dem niedrigsten Stand der vergangenen 25 Jahre.
Der Fachkräftemangel hat die meisten Branchen erreicht und ist zum begrenzenden Faktor geworden. Wichtigste Stellschrauben, auf die auch die BVL immer wieder aufmerksam macht, sind „Bildung“ und „Mut zur Veränderung“, insbesondere bei der digitalen Transformation von Geschäftsprozessen. In den Unternehmen ist zudem die Image- und Markenarbeit ein Weg zum Erfolg. Wer im hart umkämpften Markt qualifiziertes Personal gewinnen möchte, muss „attraktiv“ sein. Gemäß einer Umfrage der Agentur Get-the-Point bei 400 Logistik-Dienstleistern betrachtet sich nur knapp die Hälfte der Befragten als attraktive Arbeitgeber. Die BVL unterstützt Unternehmen, die Logistikberufe und deren Image entwickeln wollen: In einem Themenkreis haben sich Experten zusammengefunden, die kostenfreie Leitfäden, Bild- und Videomaterial und Informationen über erfolgreiche Image- und Markenarbeit zur Verfügung stellen. Daneben bietet der Tag der Logistik Unternehmen die Möglichkeit, potenzielle Arbeitnehmer von sich zu überzeugen. Die BVL initiiert den Aktionstag seit 2008 jedes Jahr im April – und diese Woche, am 19. April, ist es wieder soweit. Weit über 350 Unternehmen werden ihre Türen öffnen und der interessierten Öffentlichkeit Blicke hinter die Kulissen gewähren.
Um Wertschöpfung sicher und effizient leisten zu können, braucht die deutsche Wirtschaft eine hinreichende Infrastruktur – für alle Verkehrsträger und für den digitalen Bereich. Die BVL warnt schon lange davor, weiterhin von Leistungen der Vergangenheit leben zu wollen. Wir müssen in Deutschland mehr in physische und digitale Infrastruktur investieren. Zeitverluste durch Kapazitätsengpässe in Häfen, auf Bahnstrecken und Autobahnen oder „Funklöcher“ im Mobilfunkbereich führen dazu, dass einfach erschließbare Produktivitätspotenziale nicht ausgeschöpft werden können. Die Politik muss geeignete Rahmenbedingungen für weiteres Wirtschaftswachstum und für Wettbewerbsfähigkeit setzen. Die deutschen Unternehmen brauchen Planungssicherheit.