Kommentar zum Logistik-Indikator für das 3. Quartal 2018 von Robert Blackburn, Vorsitzender des Vorstands der BVL
Deutliche Worte sind angebracht: Deutschland hat – als eines der am stärksten vernetzten Länder der Welt – ein fundamentales Interesse an offenen Märkten, fairen Regeln und an der Weiterentwicklung der internationalen Wirtschaft. Das bedeutet: Öffnung ist besser als Protektionismus, egal, ob dieser als Staatskapitalismus in China sichtbar wird, als America First-Politik oder als Brexit. Die Welt des Handels und der Logistik ist global, Handelskriege sind kontraproduktiv. Business braucht Planungssicherheit.
Wenn momentan die globale Welthandelsordnung in Frage gestellt wird, erinnern wir uns daran, dass die Menschen in UK mehr verdient haben als wirtschaftspolitische Destruktion und dass die USA weit mehr sind als ein paar Tweets. Wir wollen unseren langjährigen Partnern weiterhin mit ausgestreckter Hand entgegengehen. „Wunderbar together“, ist das richtige Motto für das frisch begonnene Deutschlandjahr in den USA, denn es umfasst so viel mehr als nur die politischen Beziehungen mit einzelnen Personen.
Laut BDI konnte UK 0,1 Prozent Wirtschaftswachstum im 1. Quartal 2018 verzeichnen, damit liegen die Briten auf Platz 27 von 28 EU-Staaten. Auch Deutschland ist davon betroffen: Im Ranking der wichtigsten Handelspartner ist UK um zwei Plätze auf Rang 5 gefallen. Doch trotz Abschwächung des Auslandsgeschäfts und Engpässen am Arbeitsmarkt wuchs die Nachfrage nach logistischen Leistungen und sie wird auch in den kommenden Monaten weiter steigen. Preiserhöhungen stehen spürbar im Raum.
China ist ein hoch lukrativer Markt, aber China wird auch immer mehr zum Konkurrenten. Gegen die von dort resultierenden Bedrohungen gibt es Einigkeit mit den USA. Auch die von China mit Macht vorangetriebene „Neue Seidenstraße“ kann zur Bedrohung werden, wenn China für sich allein handelt. Die neue Seidenstraße darf keine Einbahnstraße sein. Wir sollten sie auch für uns zu nutzen wissen.
Die September-Umfrage zum Logistik-Indikator spiegelt in Deutschland eine verhalten optimistische Stimmung für das dritte Quartal 2018 wider. In Industrie, Handel und Dienstleistung wird die aktuelle Geschäftslage signifikant besser eingeschätzt als die Erwartungen für die nächsten Monate. Bei den Logistik-Dienstleistern sind diese sogar steigend. Das ist kein Jubelszenario, aber Ausdruck solider Zuversicht.
Gegen die Engpässe am Arbeitsmarkt helfen eine Politik und unternehmerische Entscheidungen ohne Vorurteile. Wir brauchen bunt, nicht braun. Wir wollen qualifizierte Arbeitskräfte, egal aus welchem Kulturkreis. In der Logistik wird nach Qualifikation eingestellt und nicht nach Alter, Geschlecht oder Nationalität. Die Menschen werden das Herzstück der Logistik bleiben – auch wenn Kollege Roboter, Automatisierung und Co. die Personalstrukturen neu definieren.
Besonders in solchen Zeiten sind qualifizierte Dialoge hilfreich und zielführend. Am Mittwoch dieser Woche werden Supply Chain Manager aus 40 Nationen zum 35. Deutschen Logistik-Kongress in Berlin zusammenkommen. Wir sind gespannt, was Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, Robin S. Quinville, die Gesandte der US-Botschaft in Berlin, und Bundesaußenminister a. D. Sigmar Gabriel aus politischer Perspektive zu den Turbulenzen sagen werden. Die Verbandspräsidenten Prof. Dieter Kempf (BDI) und Bernhard Mattes (VDA) bringen die Industrie- und Automotive-Standpunkte ein. Prof. Michael Hüther (IW) wird ein Szenario für Europa nach dem Brexit entwickeln. Sie alle und 130 Weitere sprechen beim Jubiläumskongress der BVL. Es werden spannende Tage in Berlin, das verspreche ich Ihnen.