Mit Zuversicht Richtung Deutscher Logistik-Kongress
Kommentar zum Logistik-Indikator für das 3. Quartal 2020 von Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer, Vorsitzender des Vorstands der BVL
Wie geht es weiter? Erleben wir konjunkturell ein V, ein U, ein W oder gar ein L? Der Logistik-Indikator auf Basis der Augustumfrage 2020 legt die Prognose nahe, dass es ein V-förmiger konjunktureller Verlauf werden dürfte. Denn vieles spricht dafür, dass der Wirtschaftsbereich Logistik eine zügige Erholung erlebt, wenige Monate nach dem steilen wirtschaftlichen Absturz in Folge des Corona-Lockdowns und der massiven Störung der internationalen Lieferketten. Derzeit sind alle Indikatorwerte nach oben gerichtet: die Geschäftslage, die Erwartungen und der Klimawert insgesamt.
Das Bundeswirtschaftsministerium geht in seiner Prognose von Anfang September davon aus, dass die gesamte deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr um 5,8 Prozent schrumpfen und dann im Jahr 2021 wieder um 4,4 Prozent wachsen wird. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier präsentierte den V-förmigen Kurvenverlauf und erklärte, die Talsohle sei durchschritten. Ja, die Wirtschaft insgesamt – und damit auch die Logistik – ist im 3. Quartal in die Erholungsphase eingetreten. Die Wirtschafts- und Sozialpakete, die der Staat schnell auf den Weg gebracht hat, greifen, wenn auch der alte Schwung noch nicht wieder erreicht ist. Dennoch bleiben viele Unsicherheiten.
Der V-förmige konjunkturelle Verlauf ist eine gute Nachricht. Aber sie bedeutet nicht: Haken dran an die Corona-Krise, zurück zu den Strukturen, Verfahren und Methoden der Vergangenheit. Sie bedeutet stattdessen: Schwachstellen beheben, die durch die Krise sichtbar geworden sind, das Paradigma der Effizienz auf den Prüfstand stellen, resiliente Lösungen anstreben, die wirtschaftlichen, die sozialen und die ökologischen Dimensionen logistischen Handelns im Gleichgewicht miteinander optimieren.
Ferner bleibt abzuwarten, wie sich die Rahmenbedingungen für logistisches Handeln verändern. Noch haben wir keine Antworten auf viele Fragen hinsichtlich künftiger Mobilität von Waren und Dienstleistungen, globaler Verflechtungen, Entwicklungen von Ex- und Importmärkten oder der dauerhaften Schrumpfung ganzer Wirtschaftszweige wie des Flug- und Kreuzfahrttourismus. Wir wissen nicht, ob die Menschen ihr Konsumverhalten dauerhaft verändern werden. Was wird der Kunde post-Corona erwarten? Welchen Preis wird er zu zahlen bereit sein?
Viele dieser Fragen stehen auf der Agenda des Deutschen Logistik-Kongresses 2020, der vom 21. bis 23. Oktober unter Corona-konformen Bedingungen als physische Veranstaltung in Berlin stattfinden wird. Viele der Inhalte werden auch im Netz als digitale Angebote zur Verfügung stehen und separat buchbar sein. Damit setzt die BVL ein Zeichen der Zuversicht – und bringt die Menschen in Logistik und Supply Chain Management wieder miteinander ins Gespräch und in den Austausch über sinnvolle, erfolgversprechende Wege in die Zukunft.
EDIT: Am 13. Oktober haben Präsidium, Vorstand und Geschäftsführung der BVL unter dem Eindruck der sich verschärfenden Corona-Situation entschieden, dass der Kongress in einem rein digitalen Format stattfinden soll. Mehr dazu in einer Pressemitteilung >>