Kommentar zum Logistik-Indikator für das 4. Quartal 2019 von Robert Blackburn, Vorsitzender des Vorstands der BVL
Kurz vor Weihnachten und dem Jahreswechsel sollten eigentlich die positiven Botschaften Vorrang haben. Aber im Dezember 2019 geht es nicht nur positiv zu – und wir wollen realistisch auf die Welt- und Logistikkonjunktur schauen. Der Gesamtindikator für das Geschäftsklima im Wirtschaftsbereich Logistik hat sich – das zeigt die Novemberumfrage des Ifo-Instituts im Auftrag der BVL – im siebten Monat in Folge verschlechtert und liegt erstmals seit dem Jahreswechsel 2012/2013 unter der neutralen 100er-Marke. Dabei gehen die Einschätzungen von Industrie und Handel auf der einen sowie der Logistikdienstleistungsunternehmen auf der anderen Seite markant auseinander.
Die Logistikdienstleistungsunternehmen geben die Auftragsbestände zunehmend als schrumpfend an und die Nachfrageerwartungen für die nächsten sechs Monate sind nur noch knapp im expansiven Bereich. Was die Personalplanung und Beschäftigtenentwicklung angeht, spricht alles für nachlassende Dynamik. Die Preisplanungen, die im ersten Quartal 2019 noch stark expansiv waren, sind zum Jahresende deutlich gedämpft.
Industrie und Handel berichten von wachsenden Lagerbeständen und sie haben ihre Personalplanungen deutlicher reduziert als die Dienstleister. Die Einschätzung der Geschäftslage und die Erwartungen sind bei den Nachfragern jedoch positiver als bei den Logistikanbietern, was insgesamt zu einem Klimawert von exakt 100 Punkten führt – also weder markant positiv noch negativ ist.
Im Vergleich zum Jahreswechsel 2018/2019 haben sich die Konjunkturerwartungen eingetrübt. Nach den vielen politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten des ausklingenden Jahres kann das nicht verwundern, denn drohender Brexit, schwelende Handelskonflikte, zunehmender Protektionismus und dirigistische Eingriffe der Staaten in wirtschaftliches Handeln machen auch vor den 20er-Jahren des 21. Jahrhunderts nicht Halt.
Skepsis ist also angebracht. Andauernd belastende Rahmenbedingungen, die die wirtschaftlichen Akteure zermürben, können Pessimismus fördern. Es gibt aber auch deutliche Lichtblicke. Die Baukonjunktur, der private Konsum und Investitionen im Zusammenhang mit den Klimazielen dürften Motoren der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland bleiben oder werden. Verschiedene Analysten erwarten, dass sich die Industrieproduktion in Deutschland im Lauf des Jahres 2020 stabilisieren wird. Der Arbeitsmarkt präsentiert sich ohnehin nach wie vor robust und Fachkräfte werden weiterhin gesucht.
„Nachhaltig gestalten – Winning the Next Decade“ ist das BVL-Motto für das Jahr 2020. Damit machen wir deutlich, dass es darum gehen wird, die großen Gestaltungsspielräume, über die der Wirtschaftsbereich Logistik nach wie vor verfügt, verantwortungsbewusst und mit Weitblick zu nutzen, nachhaltig eben – und im Dreiklang verstanden, also ökonomisch, ökologisch und sozial in unternehmerischer Verantwortung.
In diesem Sinne: Mutig bleiben und ideenreich gestaltend ins neue Jahr gehen!