In der Prozessindustrie (Chemie-und Pharmaindustrie) erfolgt die Produktion von Massenwaren und Chargen von Spezialprodukten bislang in großen zentral angeordneten Produktionsanlagen, um durch die Bündelung Skaleneffekte zu realisieren. Allerdings wird die strategische Planung durch dynamisches Marktverhalten zunehmend erschwert. Aufgrund von steigender Produktdifferenzierung, verkürzten Produktlebenszyklen und zunehmenden Volatilitäten der Märkte wird daher zurzeit eine Flexibilisierung der Produktion gefordert. Im aktuellen Forschungsfokus stehen deshalb Konzepte zur Modularisierung und Wandlungsbefähigung der Produktion. Im Gegensatz zu den gegenwärtig verbreiteten zentralen Anlagen werden kleinskalige, mobile, dezentrale Produktionsanlagen in Rohstoff- und Kundennähe diskutiert, welche in 20-Fuß-Standardcontainern zum Einsatzort transportiert werden können. Im Rahmen kürzlich abgeschlossener Forschungsprojekte zur Modularisierung, wie COPIRIDE und F³ Factory, wurden entsprechende Produktionsmodule entwickelt und die Machbarkeit einer modularen Produktion nachgewiesen. Mit dem Wandel von zentralen Großanlagen hin zu Netzwerken aus dezentralen Einheiten sind allerdings auch logistische Fragestellungen verbunden, die sich aufgrund der Neuartigkeit der Produktionsform in der Chemie- und Pharmabranche erstmalig stellen. Sie betreffen bspw. die Wahl des Chemieparks als Standort für die Anlage, die Positionierung innerhalb von Chemieparks und die Gestaltung der Prozesse für die Ver- und Entsorgung der Produktionsmodule. Aufgrund dessen ist es das Ziel dieses Forschungsvorhabens die logistischen Aufgaben, die sich mit der Umstellung auf eine dezentrale, kleinformatige Produktion ergeben, strukturiert zu erfassen. Ergebnis ist ein allgemeines Vorgehensmodell, mit dem die logistischen Aufgaben identifiziert und dadurch eine Abschätzung der Umsetzbarkeit sowie des Realisierungsweges ermöglicht wird.