Ergebnisse einer Kurzumfrage zur Nachhaltigkeit auf Dienstreisen im September 2020
Sie haben in Zeiten der Pandemie abgenommen – die Dienstreisen. Allerdings dürfte noch immer Potenzial für nachhaltiges Handeln bestehen: laut Verband Deutsches Reisemanagement wurden in Deutschland im Jahr 2019 195 Millionen Dienstreisen durchgeführt. Die Ergebnisse der jüngsten BVL-Kurzumfrage in der Logistik-affinen Online-Community deuten aber darauf hin, dass dieses Potenzial nur teilweise ausgeschöpft wird. Oft stehen die Kosten bei der Reiseplanung im Vordergrund – manchmal offenbar auch der berühmte „innere Schweinehund“.
Dienstreise: notwendig oder vermeidbar?
Nicht alle Dienstreisen sind notwendig, manche lassen sich mit gleicher Effizienz auch digital abhalten – das ist die nachhaltigere Alternative. Daher stimmt positiv, dass über 30 Prozent der Befragten angibt, ihr Unternehmen verfüge über Richtlinien, die die Notwendigkeit einer Reise definieren. Bei weiteren 30 Prozent wird die Notwendigkeit der Reise im Antragsprozess geprüft. Dass es Richtlinien gibt, sich aber niemand an deren Einhaltung hält, gibt lediglich ein Befragter an. Ein gutes Zeichen. Kein gutes Zeichen sind aber die 30 Prozent, die sich an keinerlei Richtlinien oder Kontrollen halten müssen. In diesen Fällen gilt der Appell, selbst kritisch zu beurteilen, ob eine Reise unbedingt erforderlich ist.
Bei der Anreise regiert die Vernunft
Bahn, Auto oder Flugzeug? Besonders bei der Auswahl des Transportmittels für die Anreise legt die Mehrheit der Befragten nachhaltige Kriterien an – was man von Logistik-affinen Menschen auch erwarten kann. Demnach ist mit knapp 57 Prozent das Hauptkriterium: Entfernung, Zeitaufwand und Kosten sollen in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Knapp einem Viertel der Teilnehmenden schreibt der Arbeitgeber das Transportmittel vor. Komplett freie Hand bei der Buchung haben nur 13 Prozent der Befragten. Sie können die nachhaltigste Transportoption wählen – wenn sie denn wollen.
Preis und Lage bestimmen die Unterkunft
Ebenfalls 13 Prozent der Befragten geben an, auch ihre Unterkunft frei wählen zu können und haben damit die Möglichkeit, nachhaltige, lokale Betriebe zu wählen und so etwas für Wirtschaft und Gesellschaft am Dienstreiseort zu tun. Für 17 Prozent der Befragten werden die Unterkünfte leider nur nach dem Preis ausgewählt, für immerhin 23 Prozent nach der Lage – das spart wenigstens Ressourcen bei der Mobilität vor Ort. Für 40 Prozent der Teilnehmenden gelten auch bei der Auswahl der zulässigen Unterkunft Richtlinien des Unternehmens. Hier ist davon auszugehen, dass ebenfalls die Kosten im Vordergrund stehen. Nur eine Person gibt an, dass die Unterkunft nach der Zugehörigkeit zu einer Hotelkette gewählt wird – eine gute Entwicklung, da das mit Blick auf Ökonomie und Soziales meist die am wenigsten nachhaltige Variante sein dürfte.
Beim Transport vor Ort zählt der Komfort
Die Fortbewegung vor Ort gestalten die Befragten möglichst bequem: Für knapp Dreiviertel der Befragten ist das Taxi am Dienstreiseort ein Fortbewegungsmittel der Wahl. 47 Prozent nutzen Mietwagen, 37 Prozent ihren Dienstwagen. Nur zwei Teilnehmer steigen auch mal auf das Mietfahrrad oder den E-Scooter um. Aber es gibt auch Lichtblicke: Mehr als 60 Prozent verlassen sich auch in fremden Städten auf den öffentlichen Nahverkehr oder gehen auch mal zu Fuß – Fortbewegung, Gesunderhaltung und Sightseeing in einem und gut für Ökologie und Ökonomie vor Ort.