Wer sind die Zukunftsmacher der Logistik? Diese Frage stellten die vier BVL-Vorstandsvorsitzenden der Jahre 1978 bis 2018 (Dr. Hanspeter Stabenau (1978-1999), Prof. Peer Witten (1999-2007), Prof. Raimund Klinkner (2007-2017), Prof. Robert Blackburn (seit Januar 2018) ). Sie gaben sie weiter an die Mitglieder – und via Internet an alle, die sich für die Logistik interessieren.
Das Ergebnis der Umfrage ist eine Vielfalt an begeisterten, engagierten, kreativen und innovativen Denkern und Machern in der Logistik. In der Jubiläumsausgabe des BVL Magazins präsentiere die BVL 40 Persönlichkeiten oder Teams, die die Zukunft der Logistik prägen und verändern.
Diese und weitere Zukunftsmacher stellen wir mit ihren Leistungen sukzessive auf dieser Seite (in alphabetischer Reihenfolge) vor:
Francisco J. Bähr (56) hat sich unter den Entwicklern von Logistikimmobilien als Visionär einen Namen gemacht. Seit über 20 Jahren ist der geschäftsführende Gesellschafter der Four-Parx-Gruppe in der Branche tätig. Heute beschäftigt er sich vor allem mit innovativen Lösungen für Citylogistik- Immobilien. Außerdem engagiert er sich als Gründer und Vorstand der Logix-Initiative für eine Imageaufwertung der Branche und setzt mit seinem vielfältigen sozialen Engagement für Joblinge AG sowie die Deutsche Sporthilfe Impulse.
Ob Speditionskooperationen oder Frachtenbörsen: Die organisatorische Idee des Teilens von Ressourcen gibt es in der Logistik schon lange. „Die Digitalisierung hebt das Sharing jetzt auf eine neue Ebene“, sagt Prof. Tobias Bernecker, Studiendekan Verkehrsbetriebswirtschaft und Logistik an der Hochschule Heilbronn. Dabei sind gemeinsame Datenformate und Schnittstellen eine große Herausforderung – ebenso wie die Offenlegung von Daten. Für Bernecker ist das jedoch kein Problem: „Jeder gibt beim Sharing nur das frei, was er auch tatsächlich preisgeben will.“
Garantierte Same-Day-Lieferung mit Amazon Prime, Roboter fürs Kommissionieren oder Drohnen für die Paketzustellung: Solche Innovationen sind für Jeff Bezos (54) „Dienst am Kunden“. Sie wurden von Amazon fast immer zuerst eingeführt oder getestet. Seine Mitarbeiter hat Bezos zu „langfristigem Denken, operativer Exzellenz und Leidenschaft fürs Erfinden“ verpflichtet. Wetten, dass dieser Pionier, der 2017 in die Logistics Hall of Fame aufgenommen wurde, noch für manche Überraschung sorgen wird?
Mikro-Depots sind eines der spannendsten Konzepte für eine nachhaltige urbane Logistik. Deshalb erforscht Ralf Bogdanski (55), Professor an der Technischen Hochschule Nürnberg, sie besonders intensiv – und setzt sie auch in der Praxis um. Seine Zahlen zeigen: In Städten ab 100.000 Einwohnern lassen sich bis zu 30 Prozent des urbanen KEP-Markts mit Mikro-Depots sicher abdecken. Perfekte Partner sind Light Electric Vehicles (LEV) – Bogdanski leitet ein Projekt für die Entwicklung einer neuen Generation der elektrisch angetriebenen Lastenräder.
Bereits mit 16 gründete Frederik Brantner (34) sein erstes Unternehmen, mit 27 startete er Magazino: Aus dem Start-up ist eines der größten Teams für perzeptionsgesteuerte Robotik in Europa gewachsen, das intelligente Kommissionierroboter für die Intralogistik entwickelt. „Flexible Automatisierung wird dank 3-D-Kameratechnik und neuer Software auch in komplexeren Anwendungen möglich“, erklärt er. „Der Einsatz von mobilen Handling-Robotern, die parallel zum Menschen im Lager arbeiten, wird bereits in wenigen Jahren Standard sein.“ Der Magazino-CEO Brantner ist LEO-Preisträger 2017 als „Zukunftsmacher Innovationen“.
Thomas Duvenbeck steht für (Unternehmens-)Kultur und vorbildliches unternehmerisches Denken und Handeln. Er sagt: „Ein wesentlicher Garant für kultivierte Leistungen sind qualifizierte Mitarbeiter.“ Sein Unternehmen setzt deshalb auf erfahrenes Personal mit Branchenkompetenz und bildet junge Menschen zu verantwortungsvollen Fachkräften aus. Mit seiner eigenen Akademie sorgt Duvenbeck für die Fortbildung der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch der Arbeitskräfte von Partnerbetrieben.
Seit 2014 liefert Rewe frische Lebensmittel an die Wohnungstür, mittlerweile in 75 Städten sowie deren Umland. Christoph Eltze war bei dieser Entwicklung als COO und Vorsitzender der Geschäftsführung von Rewe digital von Anfang an dabei. Er will nun vor allem das Einkaufserlebnis weiter verbessern und unter anderem Kundenwünsche exakter vorhersagen, mithilfe von künstlicher Intelligenz sowie mehr Automatisierung. „In Verbindung mit modernen Food-Fulfillment-Centern – eines davon startet in wenigen Monaten in Köln – eröffnen diese Technologien ganz neue Vorteile.“
Wenn Händler künstliche Intelligenz in Supply-Chain- und Merchandising-Prozesse integrieren, können sie wesentlich dynamischer reagieren. Michael Feindt (59), Gründer und Chief Scientist von Blue Yonder, hat dafür während seiner langjährigen Forschungstätigkeit an den größten Elementarteilchenbeschleunigern der Welt den Neurobayes-Algorithmus geschaffen. Blue Yonder will die Supply Chain durchgängig – also vom Hersteller bis zum Händler – digitalisieren und optimieren.
„Innovative Logistik seit 1873“: Das ist der Ansporn für Felix Fiege (39) und Jens Fiege (43), die das Familienunternehmen in fünfter Generation lenken. Für die Cousins stehen die Menschen im Mittelpunkt: „Wir verbinden Tradition mit Pioniergeist und Unternehmertum – das vermitteln wir unserer Belegschaft. Unsere Mitarbeiter sollen mutig sein, Neues zu wagen, und dürfen dabei auch Fehler machen. Wir gestalten die Zukunft der Logistik, indem wir Innovationen früh erkennen oder selbst entwickeln. Dafür arbeiten wir eng mit Start-ups zusammen und fördern sie.“
Chiara Freichel (23) betreibt praxisnahe Forschung in einem Mehrkampf aus verschiedenen aktuellen Disziplinen: Die studentische Sprecherin der BVL Regionalgruppe Mainfranken schreibt derzeit ihre Master-Arbeit und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für BWL und Wirtschaftsinformatik der Universität Würzburg. Sie beschäftigt sich intensiv mit neuen IT-Konzepten, digitaler Vernetzung sowie innovativen und disruptiven Geschäftsmodellen, welche die Logistik von morgen maßgeblich prägen.
Jürgen Gerdes (53), Vorstand Deutsche Post DHL Group, und sein Engagement für den E-Transporter Streetscooter sind untrennbar miteinander verbunden. Gerdes gilt als Vorreiter bei der Entwicklung von innovativen, umweltfreundlichen Zustellfahrzeugen. Und er schaut weiter nach vorne: „Unser Streetscooter kann auch bei der Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen, wenn die Straßenlogistik von morgen gestaltet wird – durch die intelligente Erfassung, Aufbereitung und Vernetzung von Daten.“
Als Branchenfremder hat der Gründer und CEO des Start-ups Freighthub, Ferry Heilemann (31), die digitale DNA in das Speditionsgeschäft gebracht. Er liebt die Herausforderung, neue Geschäftsideen und -modelle (Dailydeal, Pepperbill) zu etablieren. Mit Erfolg: Für seine Digitalspedition hat er bei der jüngsten Finanzierungsrunde 20 Millionen US-Dollar eingeworben. Heilemanns Ziel ist es, „das digitale Rückgrat der Logistik mit aufzubauen und neue Angebotskriterien wie CO2-optimierte Routen einzuführen“.
Roger Hillen-Pasedag (46) spürt die Chancen auf, die der technologische Wandel mit sich bringt. Der Strategie- und Innovationsmanager bei Hermes ist überzeugt: „E-Mobilität, neue digitale Zustellsysteme und insbesondere IoT-basierte Konzepte, etwa autonome Fahrzeugsysteme, haben das Potenzial, die KEP-Branche zu verändern.“ Hermes ist innovativen Wegen aufgeschlossen und ein gefragter Testpartner. Es bleibt spannend, welchen Piloten das Unternehmen nach dem Starship-Zustellroboter präsentiert.
Das britische Start-up Nimber versteht sich als „kollaborativer Peer-to-Peer-Dienst, der Menschen verbindet, die etwas von einem Ort zum anderen senden müssen“. Laut Ari Kestin (43), CEO und Gründer, ist Gemeinschaft einer der elementarsten Bausteine seines Unternehmens. Er glaubt, dass der Transport auf der letzten Meile in Zukunft ein Mix aus den gewohnten und Crowd-basierten Liefermethoden sein wird: „Das Wachstum in der Logistik und bei der Zustellung im Haus erfordert neue und kreative Lösungen.“
Wie kann man den Menschen im automatisierten Industrieumfeld bestmöglich in die Prozesse einbinden? Diese Frage beantwortet Thomas Kirchner (32) mit Proglove, einem smarten Handschuh für den industriellen Einsatz, der die Arbeit am Fließband optimieren soll. Kirchner ist einer der vier Gründer und CEO des Start-ups Proglove. Er sagt: „Wir denken, dass der Arbeiter auch in Zukunft das Zentrum bleiben wird, egal wie viele automatisierte Prozesse vorhanden sind.“
Martina Koederitz (54) schreibt bei IBM immer wieder Firmengeschichte. Mit 23 stieg die Betriebswirtin in das Unternehmen ein – und schnell auf. 2010 wurde sie die erste Deutschland-Chefin, als erste Frau überhaupt in der Geschäftsführung. Vor Kurzem hat sie die weltweite Führung des Auto- und Industriesektors übernommen. Sie will Industrieunternehmen, insbesondere aus der Automobilbranche, mit innovativen IT-Lösungen ins digitale und kognitive Zeitalter führen.
Won-Gyung Kook, Inhaberin und CEO der Mediengruppe Media K& in Korea, bringt das logistische Netzwerk und logistisches Denken von Seoul aus grenzüberschreitend voran. Die visionäre Unternehmerin baut als Chapter-Chairperson BVL International in Korea auf, publiziert in koreanischer und englischer Sprache logistische Themen in Journalen und im Internet, veranstaltet die Koreanisch-Deutsche Logistikkonferenz und trägt publizistisch sowie durch eigene Veranstaltungen zum Supply Chain Day (Tag der Logistik) bei.
„The Smart Move“ für die letzte Meile haben Dr. Arne Kruse (46) und Ingo Lübs (39) mit Rytle konzipiert: Das Bremer Unternehmen verbindet den „Movr“, ein innovatives Lastenrad, mit einer standardisierten Box und einem hydraulischen Hub zu einem vollständig vernetzten Konzept für emissionsfreien Transport in der City. In Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickeln die beiden Rytle-Geschäftsführer einen Brennstoffzellenantrieb und viele weitere clevere Features.
Wolfgang Lehmacher (57), Leiter der Industriegruppe Supply Chain und Transport beim Weltwirtschaftsforum und Mitglied der Logistikweisen, gilt als Vordenker der Logistik. Seine Prognose zeigt die Strahlkraft der Branche: „Die Transformation der Supply Chain bringt die nächste Strategierevolution. ‚Digital‘ wird zum ultimativen Faktor von Wettbewerbsfähigkeit, Wohlstand und globalem Frieden. Die Technologien sind dabei stets in den Dienst von Mensch und Umwelt zu stellen.“
Mit seiner Digitalisierungsüberzeugung bricht für die von Michael Lütjann (48) durchleuchteten Prozesse, Arbeitsformen und Geschäftsmodelle ein neues Zeitalter an. Bei der Entwicklung setzt der Chief Information Officer (CIO) bei Imperial Logistics auf Kreativität, Schnelligkeit und sein Innovationslab in Berlin. Seine Vision ist es, „eine Unternehmenskultur zu erschaffen, in der Digitalisierung Menschen dazu befähigt, Innovationen herbeizuführen und bestmögliche Leistung zu bringen“.
1995 saß der Englischlehrer Jack Ma (54) zum ersten Mal an einem Computer und surfte im Internet. Schon 1999 gründete der während der kommunistischen Kulturrevolution aufgewachsene Chinese gemeinsam mit 16 Partnern und seiner Ehefrau die B2B-Handelsplattform Alibaba.com – heute die größte IT-Firmengruppe Chinas und seit 2014 börsennotiert. Nächster Coup: Ma will die Grenzen zwischen Offline- und Onlinehandel auflösen und immer mehr Läden mit einem Alibaba-System verbinden, über das man vor Ort online einkaufen kann.
Julia Miosga vertritt als Bereichsleiterin Handel & Logistik beim Digitalverband Bitkom die politischen Interessen der Logistik und des Handels und beobachtet digitale Trends und disruptive Technologien. Miosga ist überzeugt: „Die Logistik ist bereits heute zweifellos einer der am stärksten digitalisierten Wirtschaftsbereiche. Mit Blockchain, Drohnen, autonomen Fahrzeugen oder Artificial Intelligence steht ihr in den kommenden Jahren nicht nur eine weitere Optimierung von Geschäftsprozessen bevor, sondern eine echte Revolution.“
„Wir brauchen Leute, die die Denkweise von Start-ups haben, aber nicht dort arbeiten wollen“, sagt João Monteiro. Der Portugiese leitet als Managing Director die junge Tochtergesellschaft Logindex des Logistikkonzerns Kühne + Nagel. Eines seiner Produkte ist ein Wirtschaftsindex, der täglich rund 200 Millionen Logistikdaten aus 50 Quellen zusammenfasst. Kühne + Nagel generiert daraus einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil: Man wartet nun nicht mehr, bis ein Problem auftritt, sondern agiert schon vorher.
Für Jörg Mosolf (61), Vorsitzender des Vorstands der Mosolf Group, ist die Förderung von Mitarbeitern, vor allem des Nachwuchses, wichtigste Voraussetzung für den langfristigen Erfolg des Familienunternehmens. Mit regionalen Sportprojekten für Schulen positioniert sich die Mosolf-Gruppe seit Jahren als attraktiver Arbeitgeber. „Für uns zählt jeder einzelne Kollege“, betont Mosolf. Jetzt will er dem Fahrermangel mit einem besseren Image des Berufsbilds entgegentreten. Seit Februar entwickeln Fachkräfte mehrerer Standorte geeignete Maßnahmen.
Seit der Gründung der Müller – Die lila Logistik AG treibt Michael Müller (51) eins um: Er will Logistik optimieren. Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, das 2014 mit dem Deutschen Logistik-Preis der BVL ausgezeichnet wurde, durchbricht die klassische Trennung von Beratung und Umsetzung. „Wir entwickeln in der Beratung gemeinsam mit dem Kunden neue zukunftsfähige Geschäftsmodelle für die optimale Supply Chain und setzen diese dann auch gemeinsam um.“
Elon Musk (46) will alles – und ist auch davon überzeugt, dass er alles kann. Der Südafrikaner ist getrieben von visionären Ideen: Er war unter anderem Mitgründer des Online-Bezahlsystems Paypal, brachte mit Tesla Elektroautos zur Serienreife, will nun sogar auf den Mars und dabei noch die Menschheit retten: Sein Raumfahrtunternehmen Space X soll die Besiedlung des roten Planeten möglich machen. Sein Kampfgeist beschert ihm nicht nur ein Vermögen von rund 20,7 Milliarden Dollar, sondern auch eine 100-Stunden-Woche.
Bei der Robert Bosch GmbH hat die Logistik wesentlich zur Transformation des Unternehmens beigetragen – dank Dr. Karl Nowak (58), seit 2007 Vorsitzender der Geschäftsleitung des Zentralbereichs Einkauf und Logistik. Er verantwortet die strategische Ausrichtung der Supply Chain im Unternehmen. Unter der Führung von Andreas Reutter (50), Geschäftsleiter Logistik seit 2013, hat die Bosch-Logistik sich in kurzer Zeit grundlegend verändert und die Kosten deutlich gesenkt. Offiziell gewürdigt wurde das mit dem Deutschen Logistik-Preis 2017.
Pull-Prinzip, Just-in-time-Produktion und Kanban sind Basismethoden der Logistik. Erfunden hat sie der Japaner Taiichi Ohno (1912–1990) als Betriebsingenieur bei Toyota Motors. Ohno hat damit die Automobilproduktion revolutioniert und den Weg dafür bereitet, die Effizienz der Produktion in Industrieunternehmen vieler Branchen deutlich zu steigern. Seine Prinzipien gelten heute noch, Kanban ist beispielsweise in vielen Fertigungslinien Standard. Ohno war ein Visionär, der die richtigen Wege fand, um immer einen Schritt voraus zu sein.
Boris Otto (46), geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik ISST in Dortmund, forscht unter anderem zu Geschäfts- und Logistiknetzwerken sowie Methoden für den Entwurf digitaler Geschäftslösungen. Er ist überzeugt, dass sich im Zuge der Digitalisierung die Rolle der Logistik ändert: „Informationslogistik durchdringt die Geschäftsökosysteme und agilen Wertschöpfungsnetzwerke des digitalen Zeitalters. Daten werden zur strategischen Ressource, deren Bewirtschaftung zentrale Aufgabe der Informationslogistik ist.“
Studenten bringen neues Know-how in die Unternehmen – Giovanni Patruno (28) vermittelt es ihnen. Er studiert selbst an der Frankfurt University of Applied Sciences im Master-Studiengang Global Logistics und ist Lehrbeauftragter an der Hochschule Ludwigshafen. Giovanni Patruno beschäftigt sich damit, wie Unternehmen in Zukunft aufgestellt sein müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Priorität hat für ihn dabei immer die Verbindung zwischen Theorie und Praxis: „Sie spielt eine immer wichtigere Rolle.“
„Gebr. Heinemann gehört zu den größten Akteuren in der Welt des Reise-Shoppings “, sagt Marco Rebohm. Als Director Logistics sorgt er dafür, dass Reisende auf Flughäfen und an Bord von Flugzeugen oder Schiffen nie auf dem Trockenen sitzen. Das Hamburger Unternehmen betreibt weltweit 320 eigene Läden, in Lizenz geführte Markenboutiquen und Concept Shops. Zudem werden über 1.000 weitere Kunden beliefert. Jüngste Innovation: Das weltweit erste fahrerlose Transportsystem an einem Flughafen versorgt in Oslo-Gardermoen den dortigen Arrival Store.
„Digitalisierung heißt, dass Unternehmen ihre Schnittstellen im Griff haben. Wenn ich als Insel denke, habe ich verloren“, sagt Bernd Salfeld (30). Der Wirtschaftsingenieur ist COO von Relaxdays, einem Hersteller von Wohn- und Freizeitartikeln mit Sitz in Halle/Saale. Er hat die Abwicklung der Bestellungen komplett digitalisiert – bis hin zur digitalen Ladeliste für den Spediteur. „In vielen werden Ressourcen verschwendet, weil vorhandene Technologien nicht ausgeschöpft werden.“
Was passiert morgen in der Supply Chain? Das kann Marc Schmitt (36), CEO und Co-Gründer von Evertracker, voraussagen. Sein Start-up hat eine der ersten künstlichen Intelligenzen für die Logistik entwickelt und ermöglicht damit vorausschauende Echtzeitanalysen: „Für unsere Kunden bedeutet das: mehr Berechenbarkeit, Zuverlässigkeit, Kostenreduzierung und Freisetzung von Betriebskapital.“ Damit liefert er, was viele Akteure des Marktes suchen: ein exzellentes Beispiel für die praktische Umsetzung von Industrie 4.0 in einem Unternehmen.
Als andere noch das Henne-Ei-Problem von LNG diskutierten, stellte Frank Schnabel (52) die Weichen für ein Flüssigerdgas-Terminal in Brunsbüttel. Das war 2011. Dank seiner Philosophie „Handeln, statt darüber zu reden“ sind die Planungen für ein LNG-Importterminal am Industrie- und Hafenstandort Brunsbüttel heute weit vorangeschritten. Mit seinem Konzept leistet der Geschäftsführer der Schramm Group einen wichtigen Beitrag zur Diversifizierung der Gasversorgungsquellen in Deutschland.
Weitblick, Leidenschaft und Unternehmertum zeichnen Harald (62) und Tim Seifert (25) aus. „Harry“ formte das Team der Seifert Logistics Group von fünf auf 2.000 Mitarbeiter und zu einem renommierten Kontraktlogistiker, der Sohn etablierte sich in der Start-up-Szene. In der Firma übernimmt der Senior die strategische Lenkung, der Junior unterstützt die digitale Positionierung. Ihre Überzeugung: „Logistiker werden, angetrieben durch intelligente Software, zu Datenmanagern. Der Trend geht hin zu virtuellen Fourth Party Logistics.“
„Unsere Vision ist eine leise, saubere und unauffällige Logistik, die ganz ohne Diesel-Lkw auskommt“, erklärt Matthias Strehl (51). Als Teil der Geschäftsführung der Ludwig Meyer GmbH & Co. KG verantwortet er die Bereiche Fuhrpark und Operations und setzt sich intensiv mit Zukunftsthemen auseinander, etwa mit alternativen Antriebstechnologien. Wie eine Logistik ohne Diesel funktionieren kann, das testet Meyer bereits seit Jahren durch den Einsatz von Erdgas-, Hybrid- und Elektro-Lkw im Verteilerverkehr.
Prof. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML, gehört zu den Logistikwissenschaftlern von Weltruf. Der Fraunhofer-Forscher gilt als Erfinder der Shuttletechnologie in der Intralogistik, er hat Europas bedeutendsten Logistikforschungscluster, den EffizienzCluster LogistikRuhr, inhaltlich definiert und in die Praxis umgesetzt und ist der Wegbereiter des Internet der Dinge in Deutschland.
Als Angela Titzrath (51) am 1. Januar 2017 ihren Posten als Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) antrat, war die Verwunderung groß: Noch nie zuvor hatte eine Frau einen so wichtigen Posten in der traditionell konservativen Branche besetzt. Umso innovativer sind die Ideen der Managerin, mit denen sie den 1885 gegründeten Konzern zum Erfolg führen will: „Ich sehe vor allem in der Digitalisierung von Umschlags- und Transportlösungen sowie in ihren Vernetzungen große Potenziale.“
Heike van Hoorn (47), seit Januar 2018 Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrsforums (DVF), steht in der Branche für die Verbindung von Wirtschaft und Politik. Ihre Stärken sind das Hineindenken in neue Themen und der branchenübergreifende Blick: „Wir setzen uns für die flächendeckende Versorgung mit Breitband-Internet sowie die Automatisierung und die Digitalisierung ein. Dafür ist ein zuverlässiger politischer Rahmen nötig. Wichtige Themen sind zudem die gesellschaftlichen und demografischen Veränderungen.“
Generalmajor Michael Vetter (55) personifiziert die Chancen und Risiken der globalen Vernetzung. Als erster Chef des Stabes, Kommando Cyber- und Informationsraum, lautet sein Auftrag, die Bundeswehr mit dem neuen Organisationsbereich zukunftsfähig aufzustellen und die Cyber-Sicherheit zu gewährleisten. Hinzu kommen seine Referenzen als Netzwerker und Logistikmanager. Als Kommandeur des Logistikzentrums verantwortete er unter anderem die erfolgreiche Rückführung des Materials und der Fahrzeuge von Afghanistan nach Deutschland.
„Die Zukunft der Logistik wird davon abhängig sein, inwieweit wir in der Lage und auch bereit sind, zusammenzuarbeiten und die Branche gemeinsam voranzutreiben“, sagt David Weaver (33). Der Head of Online Marketing der Aachener Optimierungsspezialisten Inform setzt auf Blogging und Social Media, um langfristige Kooperationen und Netzwerke aufzubauen. In seinen Artikeln beschäftigt er sich mit Technologien, die Unternehmen zukunftsfähig machen: „Meine Vision für die Logistik von morgen beginnt damit, schon heute die richtigen Weichen zu stellen.“
Für Katja Windt (48) ist der Wechsel von der Wissenschaft zur Wirtschaft folgerichtig. „Auch eine private Universität muss wirtschaftlich arbeiten“, blickt die frühere Rektorin auf die erfolgreiche Sanierung der Jacobs University zurück. Jetzt wird sie als Geschäftsführerin der SMS Group deren Digitalisierung vorantreiben. Mit sensorengestützten Analysen will der Maschinen- und Anlagenbauer prädikative Daten gewinnen und kundenspezifische Produktionen und Supply-Chain-Prozesse generieren.
Ubimax ist der führende Anbieter industrieller Wearable-Computing- und Augmented-Reality-Lösungen – wie x-Pick, der weltweit führenden Kommissionierlösung für Smart Glasses. Mitbegründer und Geschäftsführer Dr. Hendrik Witt (39) ist unter anderem für die Forschung und Entwicklung der Ubimax-Technologien verantwortlich: „Durch den Einsatz unserer Software-Lösungen verbessern wir die Arbeitsbedingungen für Logistiker durch optimale digitale Informationsaufbereitung, Werkerführung oder automatische Fehlererkennung.“ Das entlastet die Mitarbeiter und kann die Produktivität eines Unternehmens deutlich steigern.